Schlacht von Laon. 551
hatte das Größte gethan und das Schwerste gelitten, die Blüthe der nord—
deutschen Jugend lag auf den Schlachtfeldern. Selbst Gneisenau verlor,
wenn er die gelichteten Schaaren musterte, zuweilen seinen königlichen
Frohmuth und fragte besorgt, wie dieser Staat mit erschöpftem Haushalt
und geschwächter Kriegsmacht den schweren Kampf um die Theilung der
Beute bestehen solle. Doch die Stunde drängte. Napoleon hatte die
Russen bei Craonne, allerdings unter furchtbaren Verlusten, zum Rück—
zuge genöthigt und schritt am nebeligen Morgen des 9. März durch die
sumpfigen Niederungen der Lette zum Angriff vor gegen die Felsenstadt
Laon, den Stützpunkt des Blücher'schen Heeres. Der Schlachttag verlief
ohne Entscheidung. Am späten Abend erst warfen sich York und Kleist
auf Marmont's Corps, den rechten Flügel des Feindes, und hier, bei
Athis, entspann sich jenes schaurige Nachtgefecht, das den Preußen nach
so vielen Mißerfolgen wieder die erste Siegesfreude schenkte. Zuerst führte
Prinz Wilhelm seine ostpreußischen Bataillone im Sturmschritt, bei rau—
schender Feldmusik, Alles niederschmetternd durch das Dorf und darüber
hinaus; dann räumten die Litthauer, Sohr's brandenburgische Husaren
und die schwarzen Reiter mit den Todtenköpfen unter den erschreckten
Feinden auf. Das ganze Corps ward zersprengt, ließ fünfundvierzig Ge—
schütze in den Händen der Sieger. York aber hatte in der wilden Hetz—
jagd dieser Tage einen Freund gefunden; das Herz ward ihm doch warm,
wenn er den Mann von Nollendorf so neben sich schalten sah, immer
klar, sicher, ganz bei der Sache. Noch eine Weile und die Heurichs er—
zählten sich verwundert, der harte Alte habe nach altem germanischem
Kriegsbrauche mit seinem Kameraden Kleist Brüderschaft getrunken. Am
nächsten Morgen schien das Schicksal des Imperators entschieden. Keine
Möglichkeit, nach der völligen Auflösung des rechten Flügels noch dem
nunmehr dreifach überlegenen Heere der Verbündeten zu widerstehen; und
dazu wieder wie bei Leipzig nur eine einzige Rückzugsstraße, durch das
Sumpfland der Lette! Allem Anschein nach mußte dies alte Felsennest,
das vor neunhundert Jahren der einzige Besitz und die letzte Zuflucht des
jungen französischen Königthums gewesen, nun den Untergang des neuen
Kaiserthums sehen.
Jetzt aber zeigte sich, was Blücher's Flammenblick, was sein gebieteri—
scher Wille dem deutschen Heere war. Der Feldmarschall war erkrankt, er—
schöpft an Leib und Seele von den furchtbaren Aufregungen dieser Wochen,
und seit er nicht mehr befahl, erfüllte Haß und Streit das Hauptquar—
tier. Jene Ueberfülle von schroffen, starken Charakteren, worin die Stärke
des preußischen Heeres lag, wurde nun gefährlich. Weder York noch
Kleist noch Bülow wollte sich dem Phantasten Gneisenau unterordnen.
Der alte Groll brach wieder aus; es kam so weit, daß York die Armee
zu verlassen drohte. Gneisenau aber ward durch diesen Zwist nur be—
stärkt in den vorsichtigen Erwägungen, die ihn schon während der letzten