Full text: Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert. Dritter Teil. Bis zur Juli-Revolution. (26)

180 III. 3. Troppau und Laibach. 
heiligen Stuhle förmlich beendigen. Unterdessen blieben die übrigen Staats- 
männer bei den beiden Kaisern in Laibach um den Gang der kriegerischen 
Ereignisse abzuwarten. Der Anfang des Feldzuges versprach wenig; er 
bewies, daß Oesterreich seine glänzende Stellung an der Spitze der 
europäischen Mächte nicht seiner eigenen Stärke verdankte, sondern nur 
Metternich's diplomatischer Kunst und der Rathlosigkeit der anderen Höfe. 
Schwerfällig zog die Armee des Generals Frimont südwärts, und als 
sie endlich vor den Thoren Roms anlangte, da stellte sich heraus, daß 
nach siebenmonatlichen Vorbereitungen nicht einmal die Geldmittel für 
diesen unbedeutenden Krieg zur Stelle waren. Die Armeeverwaltung 
gerieth in peinliche Verlegenheit, Niemand wollte ihr leihen. Da half ihr 
Niebuhr aus der Noth, indem er in seinem eigenen Namen Wechsel auf 
die Preußische Bank zog, die von den römischen Bankiers sofort an- 
genommen wurden.) Der beschämende Vorfall ward bald vergessen, da 
das Kartenhaus der Revolution gleich darauf zusammenfiel. In heller 
Begeisterung war die Landwehr der Samniter und der Marsen soeben 
gegen die Schergen der Tyrannen ausgezogen, und die Kronprinzessin 
hatte die Fahnen der Jauchzenden mit selbstgestickten Carbonaribändern 
geschmückt. Aber Wilhelm Pepe ließ die Oesterreicher ungehindert durch 
den schwierigen Paß von Antrodocco im Hochgebirge der Abruzzen heran- 
kommen, und als Frimont ihn darauf am 7. März bei Rieti angriff, da 
hielt das Freiheitsheer nur vier Stunden lang leidlich Stand, dann lief 
Alles in wilder Flucht schimpflich auseinander; taub für die Mahnungen 
des tapferen Führers eilte Jeder in unwiderstehlichem Heimweh seinem 
Vaterstädtchen zu. Der Krieg war beendet, das ganze Land lag zu Oester- 
reichs Füßen. — 
Diese Siegesbotschaft hatten die Monarchen noch nicht erhalten, als 
am 15. März eine andere unerwartete Nachricht bei ihnen einlief, die 
auf die Laibacher Versammlung ähnlich wirkte wie einst die Kunde von 
Napoleon's Rückkehr auf den Wiener Congreß. Alle die kleinen Miß- 
helligkeiten, welche noch immer zwischen den beiden Kaiserhöfen bestanden, 
verstummten augenblicklich, sobald man erfuhr, daß auch in dem königs- 
treuen Piemont eine Revolution ausgebrochen war. Es war die vierte 
binnen Jahresfrist, und sie schien dem Wiener Hofe weit furchtbarer 
als der Aufruhr in Neapel; denn sie hatte ihren Sitz in dem einzigen 
tapferen und nationalen Heere der Halbinsel, in dem Staate, der seine 
Verwandtschaft mit dem aufstrebenden Preußen, seinen Beruf als Vor- 
kämpfer der Einheit Italiens bereits zu ahnen begann. Graf Santa Rosa 
und andere tüchtige Offiziere aus den ersten Familien des Landes, sogar 
ein Sohn des Grafen St. Marsan gehörten der Verschwörung an. Sie 
schaarten sich nicht um das Parteibanner der Carbonari, sondern um die 
  
*) Bernstorff an Ancillon, 13. März 1821.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.