Full text: Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert. Dritter Teil. Bis zur Juli-Revolution. (26)

Niederlage der Piemontesen. 183 
Widerstande in dem Gefechte von Novara. Einige Tübinger Studenten 
und andere junge Liberale, die aus den Nachbarlanden herbeizogen, fanden 
das Heer der Revolution bereits in voller Auflösung; ein Geheimbund 
in der Lombardei, der schon zum Losschlagen bereit stand, ging entmuthigt 
auseinander. 
Aber auch Rußlands Hilfe war nunmehr überflüssig. Mit zwei leichten 
Schlägen, binnen vier Wochen, hatte Oesterreich allein den Aufstand im 
Süden wie im Norden der Halbinsel niedergeworfen, sein Wille gebot von 
den Alpen bis zum jonischen Meere, und der staatsmännischen Größe des 
siegreichen Metternich huldigte alle Welt, nicht blos die Diplomatie, die 
doch einen raschen Erfolg erwartet, sondern fast mehr noch die wider— 
strebende liberale Partei, die sich über die Schwäche der Revolution so 
gründlich getäuscht hatte. Mit übermüthiger Schadenfreude berichtete Gentz 
im Oesterreichischen Beobachter, wie die Helden der Freiheit am Tage der 
Schlacht nur die Künste des Pulcinells gezeigt hätten, und schloß befriedigt: 
„Der bessere Bürger verbindet sich freudig mit der schützenden Uebermacht, 
sein Vaterland von dem verderblichen Auswurfe der Letzten der Sekte zu 
reinigen, für die es kein Heil als das allgemeine Unglück, keine Hoffnung 
als die einer einsamen Herrschaft auf dem Schauplatze ihrer Zerstörung 
giebt.“ 
Für dies Werk der Reinigung bedurfte die Fremdherrschaft der Bour— 
bonen allerdings eines schärferen Besens als das nationale Fürstenhaus 
von Savoyen. Anfangs erschien die halberzwungene Abdankung Victor 
Emmanuel's den Ostmächten als ein unzulässiger Verstoß wider die 
strengen Grundsätze des legitimen Rechts. Die beiden Kaiser versuchten 
sogar den alten König umzustimmen; auch König Friedrich Wilhelm mahnte 
ihn brieflich zur Wiederbefestigung des Thrones. Er aber blieb fest, und 
die Monarchen beruhigten sich endlich, zumal da sein Nachfolger sich als 
harter Legitimist bewährte und in Laibach an dem Herzoge von Modena 
einen beredten Fürsprecher fand. Das starre, bigotte, geistlose Regiment 
des neuen Königs traf die Empörer mit harten Strafen, und Metternich 
beeilte sich auch die Eidgenossenschaft zur Mitwirkung aufzufordern, da 
sie durch ihre Gastfreundschaft für die piemontesischen Flüchtlinge „ihre 
Neutralität moralisch verletze“. Indeß vermied Karl Felix offenbare Rechts- 
verletzung und Grausamkeit, er bemühte sich selbst mit landesväterlichem 
Eifer, die Oesterreicher zu baldiger Räumung des Landes zu bewegen; das 
alte herzliche Verhältniß zwischen Fürst und Volk ward nicht auf die Dauer 
getrübt.) Zu besonderer Genugthuung gereichte dem Wiener Hofe die 
Entwürdigung des Prinzen von Carignan, der nunmehr dem Throne am 
nächsten stand. Der unglückliche Prinz war bisher die Hoffnung der 
  
*) Bernstorff's Bericht, 30. März; Krusemark's Berichte, 2. Mai, 2. Juni, 7., 14., 
28. Juli; Metternich an den k. k. Gesandten v. Schraut in Bern, 18. April 1821.
	        
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