Niederlage der Piemontesen. 183
Widerstande in dem Gefechte von Novara. Einige Tübinger Studenten
und andere junge Liberale, die aus den Nachbarlanden herbeizogen, fanden
das Heer der Revolution bereits in voller Auflösung; ein Geheimbund
in der Lombardei, der schon zum Losschlagen bereit stand, ging entmuthigt
auseinander.
Aber auch Rußlands Hilfe war nunmehr überflüssig. Mit zwei leichten
Schlägen, binnen vier Wochen, hatte Oesterreich allein den Aufstand im
Süden wie im Norden der Halbinsel niedergeworfen, sein Wille gebot von
den Alpen bis zum jonischen Meere, und der staatsmännischen Größe des
siegreichen Metternich huldigte alle Welt, nicht blos die Diplomatie, die
doch einen raschen Erfolg erwartet, sondern fast mehr noch die wider—
strebende liberale Partei, die sich über die Schwäche der Revolution so
gründlich getäuscht hatte. Mit übermüthiger Schadenfreude berichtete Gentz
im Oesterreichischen Beobachter, wie die Helden der Freiheit am Tage der
Schlacht nur die Künste des Pulcinells gezeigt hätten, und schloß befriedigt:
„Der bessere Bürger verbindet sich freudig mit der schützenden Uebermacht,
sein Vaterland von dem verderblichen Auswurfe der Letzten der Sekte zu
reinigen, für die es kein Heil als das allgemeine Unglück, keine Hoffnung
als die einer einsamen Herrschaft auf dem Schauplatze ihrer Zerstörung
giebt.“
Für dies Werk der Reinigung bedurfte die Fremdherrschaft der Bour—
bonen allerdings eines schärferen Besens als das nationale Fürstenhaus
von Savoyen. Anfangs erschien die halberzwungene Abdankung Victor
Emmanuel's den Ostmächten als ein unzulässiger Verstoß wider die
strengen Grundsätze des legitimen Rechts. Die beiden Kaiser versuchten
sogar den alten König umzustimmen; auch König Friedrich Wilhelm mahnte
ihn brieflich zur Wiederbefestigung des Thrones. Er aber blieb fest, und
die Monarchen beruhigten sich endlich, zumal da sein Nachfolger sich als
harter Legitimist bewährte und in Laibach an dem Herzoge von Modena
einen beredten Fürsprecher fand. Das starre, bigotte, geistlose Regiment
des neuen Königs traf die Empörer mit harten Strafen, und Metternich
beeilte sich auch die Eidgenossenschaft zur Mitwirkung aufzufordern, da
sie durch ihre Gastfreundschaft für die piemontesischen Flüchtlinge „ihre
Neutralität moralisch verletze“. Indeß vermied Karl Felix offenbare Rechts-
verletzung und Grausamkeit, er bemühte sich selbst mit landesväterlichem
Eifer, die Oesterreicher zu baldiger Räumung des Landes zu bewegen; das
alte herzliche Verhältniß zwischen Fürst und Volk ward nicht auf die Dauer
getrübt.) Zu besonderer Genugthuung gereichte dem Wiener Hofe die
Entwürdigung des Prinzen von Carignan, der nunmehr dem Throne am
nächsten stand. Der unglückliche Prinz war bisher die Hoffnung der
*) Bernstorff's Bericht, 30. März; Krusemark's Berichte, 2. Mai, 2. Juni, 7., 14.,
28. Juli; Metternich an den k. k. Gesandten v. Schraut in Bern, 18. April 1821.