Full text: Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert. Dritter Teil. Bis zur Juli-Revolution. (26)

Preußen nimmt den Kampf auf. 661 
gethan, um den Art. 19 der Bundesakte auszuführen und uns also den 
Preußen in die Hände geliefert.) 
  
Nunmehr nahm Preußen den Handschuh auf. Der Berliner Hof 
hatte den ersten Verhandlungen der mitteldeutschen Staaten mit der 
gewohnten ruhigen Zurückhaltung zugesehen. Ein sächsisch-thüringischer 
Verein war unschädlich; erst durch Hannovers Zutritt gewann der Verein 
eine gefährliche Ausdehnung. Man wollte in Berlin nicht glauben, daß 
dies nahe befreundete Cabinet, dem Preußen soeben jene neuen Straßen- 
züge und Handelserleichterungen angeboten hatte, einem gegen Preußen 
gerichteten Bunde sich anschließen werde. Da trat Hannover zu den 
Verbündeten über, während Bernstorff noch eine freundliche Antwort auf 
sein Anerbieten erwartete. Sofort verschwand jeder Zweifel über den 
Charakter des Vereins. Motz in seiner feurig kühnen Weise forderte 
sogleich, daß man die Gegner als Gegner behandle, und erklärte: „Sollte 
dieser Verein zu Stande kommen, so ist Preußen in der Lage, sein Zoll- 
system für abgeschlossen zu halten, und keineswegs in der Lage, diesen 
neutralen Verein seiner Absicht gemäß unter imponirenden Bedingungen 
aufzunehmen.““) 
Obgleich bisher nur dürftige Nachrichten über die Pläne des Vereins 
eingelaufen waren, so errieth der Finanzminister doch auf den ersten Blick, 
daß die Zerstörung des preußischen Durchfuhrhandels in der Absicht der 
Verbündeten liege. Deshalb, fuhr er fort, muß der Transit fortan mehr 
als bisher im Lande gehalten, der Straßenbau rüstig gefördert, nament- 
lich die Chaussirung der wichtigen Straße von Magdeburg nach Zeitz 
rasch vollendet werden. Die nach Hannover gerichteten Anerbietungen 
sind als nicht geschehen zu betrachten. Noch entschiedener spricht er in 
einem Schreiben an Bernstorff: „Es ist gewiß ein bemerkenswerthes Zeichen 
der Zeit, daß in der Mitte und vorzugsweise im Norden Deutschlands, 
im Schooße des Deutschen Bundes und dennoch unter der Fahne Oester- 
reichs, für den ostensibeln Zweck einer angeblichen Vervollkommnung der 
Verhältnisse dieses Bundes eine Coalition sich bildet, welche Preußen von 
ihren Plänen und Berathungen ausschließt und auf alle Weise zu erkennen 
giebt, nicht nur, daß sie eine Ausführung und Erweiterung allgemeiner 
Bundesmaximen auch ohne Preußens Theilnahme für möglich hält, sondern 
auch, daß Preußen eben als störendes Princip jener Ausführung und 
Erweiterung zu betrachten, und deshalb die Aufstellung einer förmlichen 
Oppositionsmasse gegen dasselbe anräthlich sei.“ Darum dürfen wir den 
  
*) Blittersdorff's Berichte, 2. März, 20. Mai 1829. 
**) Motz und Schuckmann an das Auswärtige Amt, 22. Mai 1828.
	        
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