Full text: Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert. Dritter Teil. Bis zur Juli-Revolution. (26)

664 III. 8. Der Zollkrieg und die ersten Zollvereine. 
den Federkrieg gegen den Handelsverein. „Eine Souveränität, die sich 
durch bloße Opposition geltend machen will“ — rief Buchholz warnend — 
„steht im Widerspruch mit sich selbst und kann nur Niederlagen erfahren.“ 
Auch durch Retorsionen wollte Motz den Gegnern zu Leibe gehen; er 
dachte den sächsischen Fabrikanten den Meßrabatt zu entziehen und in 
Magdeburg eine Messe zu errichten. Hier aber widersprach der König; 
er wollte sein Wort halten, auch jetzt noch jede Feindseligkeit gegen deutsche 
Bundesstaaten unterlassen, und ließ den kampflustigen Finanzminister an 
die Rücksichten erinnern, die man dem Deutschen Bunde schulde.“) 
Die offene Sprache der preußischen Diplomatie erweckte allerdings 
Angst und Reue an einigen der kleinsten Höfe. Der Fürst von Sonders— 
hausen, dessen Unterherrschaft unter dem Schutze des preußischen Zollsystems 
aufblühte, war mit seiner Oberherrschaft dem Handelsvereine beigetreten 
und ließ durch sein Geheimes Consilium das Berliner Cabinet bitten, 
„diese abgedrungene Maßregel nicht übel zu deuten“. Darauf erwiderte 
das Auswärtige Amt: man hoffe, „daß ein pp. Consilium keinen Augen— 
blick darüber im Zweifel sein werde, was in der Wahl zwischen der 
Festhaltung an dem bisher bestehenden Verhältniß mit Preußen und 
zwischen der Theilnahme an einer neuen Verbindung zu thun oder zu 
lassen sei.“ Nun bat der Fürst in einem eigenhändigen Briefe den König 
um Verzeihung und flehte, ihn „mit allergnädigster Nachsicht zu beurtheilen 
und der unschätzbaren hohen Gnade nicht für unwerth zu halten“.*) Auch 
der Herzog von Gotha schrieb an Wittgenstein (16. Decbr.): er erfahre 
„zu seiner größten Verwunderung", daß Preußen mit dem Handelsvereine 
nicht einverstanden sei; nimmermehr sei ihm in den Sinn gekommen, den 
preußischen Hof, dessen Gunst so werthvoll, zu verletzen. 
Gegen die größeren Staaten des Vereins war mit so sanften Mitteln 
nichts auszurichten. Motz behielt doch Recht, da er an Bernstorff schrieb: 
„Ich bin der Meinung, daß andere Rücksichten, welche nicht durch die be- 
stehenden Verträge geboten werden, gegen die betreffenden, uns in finan- 
zieller Hinsicht nur feindlich gegenüberstehenden Bundesstaaten wohl aus 
den Augen gesetzt werden können, indem der preußische Staat die Macht 
und die Kraft hat, seinen hohen und höchsten Interessen die der Bundes- 
staaten unterzuordnen, und nach den seit dreizehn Jahren gemachten Er- 
fahrungen die Liebe für uns in den Bundesstaaten erst dann zu gewinnen 
sein dürfte, wenn sie mit Furcht und Beachtung der bestehenden Ver- 
hältnisse vereinigt bleibt.“) Der feurige Mann war entschlossen, den 
Handelsverein zu sprengen: gegen offenbare Feindseligkeit reiche die Politik 
des Zuwartens nicht mehr aus. „Wir werden es noch dahin bringen,“ 
  
*) Bernstorff an Motz, 13. Dec. 1828. 
*) Fürst Günther von Sondershausen an König Friedrich Wilhelm, 20. Dec. 1828. 
**) Motz an Bernstorff, 19. Dec. 1828.
	        
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