Cotta in Berlin. 667
und erklärte: „Jetzt ist es wünschenswerth, einen Handelsverein mit
Baiern, Württemberg und Baden zu bilden“: der Süden muß für eigene
Rechnung unsere Zollgrundsätze annehmen, namentlich unsere höheren
Tarifsätze auf ausländische Waaren, also auch auf die Waaren des mittel.
deutschen Vereins. So lange dieser Verein die vollständige Verschmelzung
mit dem Süden hindert, müssen Preußen-Hessen und Baiern-Württem—
berg mindestens ihre eigenen Produkte und Fabrikate gegenseitig vom Zolle
befreien.)
Im November eilte der Unterhändler wieder nach Berlin, diesmal mit
einer förmlichen Beglaubigung versehen, und wurde von dem Könige aufs
freundlichste aufgenommen. Die Berliner erzählten sich mit unterthänigem
Erstaunen, der einfache Buchhändler sei zur Tafel gezogen worden. Motz
gab ihm nach längeren Verhandlungen die Punctation des Vertrags mit
auf den Weg. Triumphirend meldete Cotta am 17. December aus
München: „Alles was ich mitbrachte war hier höchst erfreulich und will-
kommen,“ bei König Ludwig wie bei dem Minister Armansperg. „Beide
sind von den großartigen Ideen ergriffen, die einer Verbindung Preußens
mit Baiern und Württemberg nach den von Hochdenselben entwickelten
Grundsätzen als Leitstern vorgehen und zur Richtschnur dienen. Ich sehe
schon im Geist Ihre herrliche Idee in kurzer Frist realisirt.“ Und am
20. Dec. nochmals: Wird auch Baden gewonnen, „so wäre der Grund-
stein im Süden Deutschlands zu dem Gebäude gelegt, das Ihr verehrter
König und Sie zum Wohle und Gedeihen Deutschlands im Auge haben.“
Motz erwiderte: er hoffe „ein Werk zu begründen, an welchem nicht
nur wir und unsere Zeitgenossen, sondern auch unsere Nachkommen Freude
haben werden“". Der mitteldeutsche Verein müsse offen bekämpft werden,
„denn was wir gemeinschaftlich suchen, ein so viel möglich allgemeiner
Markt in Deutschland, wird für Baiern, Württemberg und Preußen
durch die Grundsätze dieses neuen Vereins nicht nur nicht befördert,
sondern viele diesem Verlangen entgegenstehende Hindernisse nur noch mehr
stabilirt."“““) Gleichzeitig schrieb er an den Kronprinzen von Preußen, der
sich gerade am Münchener Hofe aufhielt, enthüllte ihm das Geheimniß
der Mission Cotta's, bat dringend um Unterstützung: der Vertrag sei poli-
tisch und volkswirthschaftlich hochwichtig, wenugleich die Zolleinnahmen wohl
zunächst einige Einbußen erleiden würden. Der Prinz, der dem geist-
reichen Minister längst wohl wollte, nahm sich denn auch der Verhand-
lungen eifrig an.
Am 8. Jannar 1829 konnte Cotta aus Stuttgart berichten, daß auch
König Wilhelm die Hauptgrundsätze der preußischen Punctation gebilligt
habe, und gegen Ende des Monats erschien der Unermüdliche zum dritten
*) Cotta an Motz, 20. Okt.; Motz an Bernstorff, 8. Nov. 1828.
*“) Cotta an Motz, 17., 20. Dec. 1828; Motz's Antwort, Concept o. D.