Full text: Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert. Vierter Teil. Bis zum Tode König Friedrich Wilhelms III. (27)

Die Quadrupel-Allianz. 501 
einen gefährlichen Krieg, nur durch mittelbare Unterstützung der Königin 
und durch ein unaufhörliches Selbstlob, das der betörten liberalen Welt 
den Hochsinn der freiheitbeschützenden Britannia anpreisen mußte. 
Rasch entschlossen ging Palmerston auf sein Ziel los. Am 22. April 
1834 brachte er mit Talleyrand und Christinens Gesandten Miraflores 
sein Meisterwerk zustande, die Quadrupel-Allianz. Die Regierungen der 
beiden jungen Königinnen verpflichteten sich, Don Miguel und Don Carlos 
aus der Halbinsel zu vertreiben; England wollte sie mit seiner Flotte unter- 
stützen, und auch Frankreich, das sich während der Verhandlungen vor- 
sichtig zurückhielt, sollte nötigenfalls, nach gemeinsamer Verabredung, mit 
den Waffen eingreifen. Frecher konnte der Grundsatz der Nichteinmischung 
nicht verleugnet, die Interventionspolitik des alten Vierbundes nicht über- 
boten werden. Die Beschlüsse des Laibacher Kongresses hatten sich doch 
noch auf unzweifelhafte Vertragsrechte berufen, welche dem Hause Öster- 
reich in Italien zustanden; hier aber ward die bewaffnete Unterstützung 
einer legitimen und einer illegitimen Königin zugleich beschlossen, ohne den 
Schatten eines Rechtsgrundes, lediglich nach der augenblicklichen Konvenienz 
der Westmächte, und diese völlig rechtswidrige Intervention schmückte sich 
mit dem Namen der Freiheit. Palmerston verkündete sogleich, dieser neue 
Vierbund solle ein mächtiges Gegengewicht gegen die heilige Allianz des 
Ostens bilden, er nannte ihn sein eigenstes Werk und spöttelte vor den 
Vertrauten: „ich hätte wohl Metternichs Gesicht dabei sehen mögen.“ 
Das halbamtliche Journal des Debats erklärte: die Quadrupel-Allianz 
sei die Antwort des freien Westens auf den Kongreß von Münchengrätz 
und die Wiener Ministerkonferenzen; jetzt gebe es keine Pyrenäen mehr, 
da die Gleichheit der Staatsform sowie die Schicksalsverwandtschaft der 
Dynastien Spanier und Franzosen verbände; nicht lange, so würden 
Belgien und die Schweiz, nachher auch das konstitutionelle Süddeutschland, 
Piemont, Neapel, Griechenland sich dem Bunde der vier freien Nationen 
anschließen. Und solche windige Prahlereien fanden Glauben: zunächst 
bei den hochmütigen Spaniern, die ja ohnehin überzeugt waren, daß sich 
seit den Zeiten Philipps II. nichts in der Welt geändert hätte, und nun 
befriedigt an der Spitze der Zivilisation einherschritten; die Inschrift de las 
cuatro naciones auf den Schildern spanischer Kaufläden und Gasthöfe 
erinnert noch heute an jene Zeiten des westeuropäischen Größenwahns. 
Auch die deutsche liberale Presse stimmte in die Triumphrufe der West- 
mächte fröhlich ein: daß der freie Portugiese hoch über dem geknechteten 
Preußen stehe, schien allen Gebildeten selbstverständlich. Zu den Unge- 
bildeten zählte freilich auch Prinz Wilhelm der Jüngere von Preußen; er 
sagte scharf: durch „die Quadrupede“ sei die europäische Politik für einige 
Zeit „monströs“ geworden. 
Das Glück war den Verbündeten günstig. Schon wenige Tage 
nach der Unterzeichnung der Quadrupel-Allianz mußte Don Miguel, in
	        
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