Full text: Die Geschichte Württembergs.

8. 37. Herzog Friedrich I. 109 
8. 37. 
Herzog Friedrich I. 1593—1608. 
„Was kann dir aber fehlen, 
Mein theures Vaterland? 
Man hört ja weit erzählen 
Von deinem Segensstand. 
Du Land des Korns und Weines, 
Du segenreich Geschlecht, 
Was fehlt dir? All und eines: 
Dasalte gute Recht.“ 
Uhland. 
Herzog Ludwig hatte keinen Sohn, und Württemberg wäre nun an Oester= 1593 
reich gefallen, wenn nicht Ulrichs Bruder, Graf Georg von Mömpelgard, einen bis 
Sohn, Friedrich, hinterlassen hätte. Dieser war im Jahr 1557 geboren, wurde 1608. 
von Christoph nach Stuttgart gerufen und dort mit Ludwig erzogen. In Tübingen 
studlrte er sechs Jahre Staatswissenschaft, Geschichte, Latein und Französisch, 
Philosophle und Theologie und machte dann Reisen durch Deutschland, Däne- 
mark und England. Schon frühe zeigte sich Friedrich sehr talentvoll; er war 
energisch, wißbegierig, dabei aber auch aufbrausend und hochfahrend. Auf seinen 
Reisen schwebte er oft in Todesgefahr 1). 
Am 13. August 1593 zog er in Stuttgart als Herzog ein. Im ganzen 
Land empfieng man ihn mehr mit Befürchtungen als mit Freude, weil er als 
neuerungssüchtiger und unruhiger Mann bekannt war. Die 15 Jahre seiner Re- 
glerung waren in vielfacher Beziehung Zeiten der Noth und Bedrückung. 
Friedrich war kühn, entschlossen und durchgrelfend in allen seinen Handlungen. 
Aber es mangelte ihm in allem die rechte Ausdauer, Festigkeit und zähe Beharr- 
lichkeit. Gelang eine Sache nicht, so ließ er den Plan sogleich wieder fallen. Mit 
seinem Muthe war in Friedrich das Streben nach vollständiger Unabhängigkeit 
und Selbständigkeit verbunden. Er wollte keine Macht über, noch neben sich an- 
erkennen. Darum sprengte er die Bande, die unser Land in schmählicher Ab- 
hängigkeit von Oesterreich hielten, und brach den Tübinger Vertrag. Er küm- 
merte sich um die alten angeerbten Rechte seines Volkes nicht und wurde durch 
die Verletzung derselben der Zertreter der württembergischen Frei- 
heiten. Die drückendste Willkürherrschaft lastete auf dem Land; die Vertretung 
desselben in der Landschaft und die vermeintliche Wahrung der Interessen des 
Volkes durch dieselbe war nur noch ein Hohn auf die Freihelten. Alles mußte 
sich vor dem harten Scepter des Despoten beugen; Widerspruch war werthlos 
und wurde strenge bestraft. Darum war es unserem Volke nicht zu verargen, 
daß es das Ende eines solchen Regiments herzlich wünschte. Hatte es sich doch 
schon in vlelen „Fährden und Nöthen echt“ und treu wie Gold gezeigt; darum 
konnte es auch nicht ertragen, daß „sein altes gutes Recht zertreten“ werde. 
Friedrich zeigte beim Regierungsantritt durchaus keine Lust, den Tübinger 
Vertrag anzuerkennen. Durch List war es ihm gelungen, daß das Land ihm hul- 
  
1) In Mömpelgard, wo er im Jahr 1581 zur Reglerung gekommen war, eut- 
gieng er einem Mordanschlag; bald darauf fiel er auf der Jagd in die Tatzen einer 
Bärin. Auf seiner Reise nach England drohte ihm der Tod in den Wellen; mit Mühe 
rettete er sein Leben bei dem Ueberfall einer Räuberbande. Als Herzog gab ihm einer 
seiner Alchymisten Gift und eine Verbrecherin schoß eine Kugel auf ihn ab.
	        
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