Full text: Die Geschichte Württembergs.

8. 39. Herzog Eberhard III. Der dreißigjährige Krieg. 125 
werde solches als eine sonderbare kalserliche Gnade mit allerunterthänigstem Danke 
anerkennen." Der tüchtige Kanzler Löffler sollte zugleich an Oesterreich ausge- 
liefert werden. Aber dieser floh nach Basel, wo er zwei Jahre später starb. 
Eberhard lebte trotz dieser unerhörten Forderungen Oesterreichs in Freude 
und Jubel mit einer Familie von 22 Personen in Straßburg. Er verheiratete 
sich mit Anna Katharina, der Tochter des Wild= und Rheingrafen Kastmir von 
Salm, was bei dem Kaiser und den Verwandten großen Widerspruch und Un- 
willen erregte. Die Schweden meinten, „dem Herzog stände es besser an, das 
eiserne Wams als die Bräutigamshosen zu tragen.“ Weyige Tage vor seiner 
Hochzeit war Ferdinand II. gestorben; ihm folgte sein Sohn Ferdinand III. 
(1637—1657) auf dem Thron. Sogleich schickte Eberhard seinen Kanzler 
Burkard nach Wien, der aber vom Kaiser die Antwort erhielt, „daß er auf 
dem von seinem Herrn Vater, christseligsten Angedenkens, am 9. Dez. vorigen 
Jahres zu Regensburg gegebenen Bescheld verharre“ 1). Nur dazu verstand er 
sich, die Festung Asberg statt Hohentwiels anzunehmen. Diese Festung war 
von dem tapferen Kommandanten Konrad Wiederhold vertheidigt. Er 
war ein geborner Hesse, hatte sich in mehreren Kriegen ausgezeichnet und trat im 
Jahr 1619 in württembergische Kriegsdienste ein. In kurzer Zeit schwang er 
sich zum Obristlieutenant empor und nach der Nördlinger Schlacht machte ihn 
Eberhard zum Kommandanten von Hohentwiel. Zuerst stellte er die verwahr- 
loste Festung wieder her und hlelt auf strenge Mannzzucht unter seinen Leuten. 
Fünf Anfälle des Feindes schlug er mit Muth und Tapferkelt ab. Als der Kaiser 
die Bedingung stellte, daß er dem Herzog nur das Land zurückgebe, wenn Hohent- 
wiel an Oesterreich übergeben werde, weigerte sich Wiederhold, dem herzoglichen 
Befehl nachzukommen, wohl wissend, daß Eberhard dazu gezwungen worden war. 
Erst am 4. Juli 1654 gab der wackere Kommandant die Feste dem Herzog zu- 
rück, der ihm für seine Treue und Verdienste um den Fürsten und das Land das 
Rittergut Neidlingen, Randeck und Ochsenwang schenkte und ihn zum Obervogt 
von Kirchheim ernannte, wo er im Jahr 1667 starb 2). 
Im Norden Deutschlands wurde der Krieg fortgeführt. Die Schweden 
hatten sich mit Frankreich verbunden, das aus Haß gegen Habsburg und zur Er- 
langung dauernden Einflusses auf die deutschen Reichsangelegenhelten gerne 
die protestantischen Heere unterstützte. Die Noth erstleg allenthalben den höch- 
sten Gipfel. Man verschmähte Fleisch vom Schindanger nicht. Leichen wurden 
vom Galgen heruntergeholt und gegessen; die Kirchhöfe wurden durchwühlt, so 
daß die Gräber bewacht werden mußten; man verhehlte den Tod der nächsten 
Anverwandten, um ihre Leichname verzehren zu können; Eltern ermordeten ihre 
1) Der österreichische Gesandte Trautmannsdorf meinte, „das Fürstenthum sei 
auch so noch groß genug“; vorher hatte er immer Freundschaft für den Herzog geheuchelt. 
2) Den Grafentitel, den der Herzog ihm ertheilen wollte, schlug Wiederhold aus. 
Sein Vermögen vermachte er Studirenden, Armen, Kranken u. s. w. Auf seinem Grabmal 
in Kirchheim steht: 
„Der Kommandant von Hohentwiel, 
Fest, wie sein Fels, der niemals fiel, 
Des Fürsten Schild, des Feindes Tort, 
Der Künste Freund, des Armen Hort, 
Ein Bürger, Held und Christ wie Gold — 
So schläft hier Konrad Wiederhold."“
	        
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