Full text: Die Geschichte Württembergs.

§. 40. Der westfälische Frieden und der Zustand Württembergs. 127 
seine Plane immer fester geschmiedet, so daß es bei dem Friedensschluß endlich die 
Hauptrolle spielte. Darum wurde auch der westfälische Frieden die Quelle 
neuen Elends für Deutschland. Menzel sagt mit allem Recht: „das Elend 
des Kriegs wurde durch die Schande des Friedens womöglich 
überboten;“ denn in diesem Frieden wurde Deutschland von Frankreich in 
Fesseln geschlagen 1). 
In dem am 24. Oktober 1648 unterzeichneten westfälischen Frieden 
bekam Frankreich die Herrschaft über Metz, Toul und Verdun und das ganze 
Elsaß mit Ausnahme Straßburgs, der Reichstädte und der Reichsritterschaft, 
dazu noch die Festungen Breisach und Philippsburg, die Schlüssel zu Oberdeutsch- 
land. Schweden erhielt Bremen, Verden, Wismar, Rügen, Stralsund, ganz 
Vorpommern und einen Theil von Hinterpommern, dazu noch 5 Millionen 
Thaler Kriegsentschädigung 2). Die Oberherrlichkeit des Kaisers sank zum 
Schatten herab; jedes Reichsglied erhielt die Freihelt, Krieg zu führen, Frieden 
und Bündnisse zu schließen, mit wem es wollte, nur nicht gegen das Reich. 
Auch nach unten erhielt jeder Fürst unumschränkte Gewalt; die kleineren- 
Fürsten, der Adel und die Städte blieben unter dem Kaiser und seinem Schutze. 
Die Kirchen augsburgischen Bekenntnisses bekamen gleiche Rechte mit den 
Katholiken, mit jenen auch die Reformirten. Alle Kirchengüter wurden in den 
Stand zurückversetzt, in welchem sie vor dem Jahre 1624 waren. 
Für Württemberg brachte der Friede alles wieder, was in der langen 
Zeit der herrschenden Gewalt dem Staat und der Kirche entrissen worden war. 
Es hatte einen langen Kampf gekostet, um alle verschenkten Güter und die den 
Katholiken übergebenen Klöster und Kirchen wieder zurückzubringen; denn die Erz- 
herzogin Claudia, der Kurfürst von Bayern und die Mönche standen fest zusam- 
men, um alles zu behaupten, wovon sie Besitz genommen hatten. In ihren 
Anstrengungen wurden sie besonders von dem österreichlschen Gesandten Traut- 
mannsdorf unterstützt. Aber alle ihre Plane scheiterten an der Umsicht, 
Klugheit und Gewandtheit des württembergischen Gesandten Varenbüler, 
der sich durch die Wiederherstellung Württembergs dle höchsten Verdienste er- 
worben hat. Orenstlerna hatte ihm versprochen, „daß bel Württembergs Restt- 
tution auch nicht ein Bauernhof zurückbleiben solle.“ Varenbüler, dem wegen 
seines Verstandes und seiner Tüchtigkeit die Verfassung der westfällschen Frie- 
densurkunde übertragen worden war, ließ nicht nach, bis erklärt wurde, „daß 
Württemberg im ruhigen Besitz der wiedererlangten Herrschaften Weinsberg, 
Neuenstadt und Möckmühl verbleibe und in alle und jede weltlichen und geist- 
lichen Güter und Rechte, die es vor diesen Bewegungen inne gehabt, wiederein- 
gesetzt werde." Der Kalser selbst erkannte Varenbülers große Verdienste an, 
1) Logau sang damals: 
„Wir mußten alle Völker zu Todtengräbern haben, 
Bevor sie Deutschland konnten recht in sich selbst vergraben. 
Jetzt sind sie doppelt sorgsam, den Körper zu verwahren, 
Damit nicht neue Geister in solchen etwa fahren.“ 
2) „Deutschland gab fünf Millionen, 
Schweden reichlich zu belohnen, 
Daß sie uns zu Bettlern machten.“ 
Logan.
	        
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