1674
bis
1677.
138 III. Württemberg als Herzogthum.
behielten. Der ständig gewordene Reichstag leistete gar nichts, so daß
Eberhard mit allem Rechte bemerkte, „die langsame Behandlung der Geschäfte
scheine in ein Reichsherkommen übergegangen zu sein“'1).
Die rheinische Allianz war im Jahr 1666 zu Ende gegangen; Ludwig XIV.
hatte alles daran gesetzt, sie zu verlängern. Es war vergebens gewesen. Zwischen
Oesterreich und Frankreich drohte ein neuer Krieg; was sollte dabei aus dem zwischen
beiden in der Mitte liegenden Würtiemberg werden? Eberhard wußte nicht, an
wen er sich anschließen sollte. Der Kaiser verlangte von ihm Beistand gegen die
Franzosen 2). Der Herzog aber sah wohl ein, daß er durch eine Verbindung mit
Oesterreich Frankreich reize. Er suchte auf alle Weise die übrigen Fürsten Süd-
deutschlands zu einem festgeschlossenen Bunde zu vereinigen; aber alle seine Ver-
suche scheiterten, theils an der Selbstsucht der Einzelnen, theils an dem unseligen
religtösen Zwiespalt, der zwischen den protestantischen und katholischen Fürsten
bestand. So mußte es Eberhard noch erleben, daß die Franzosen sein Land be-
drängten und die durchziehenden kaiserlichen Truppen mehrere Orte plünderten
und verheerten. Von dem Anblick der kommenden größeren Leiden erlöste ihn
der Tod (3. Juni 1674).
Ihm folgte sein Sohn Wilhelm Ludwig (1674—1677), der trotz
der strengen Neutralität, welche er in dem nun heftig entbrannten Kriege zwischen
Frankreich und Oesterreich beobachtete, seinem Lande die Leiden des Krieges nicht
ganz ersparen konnte. Er hatte seines Vaters Milde und Friedliebe geerbt und
vermied jedes feindselige Unternehmen, zumal der Unterhalt der fürstlichen Familie,
die allein 20 Prinzen zählte, viel Geld kostete. — Die Franzosen rückten über
den Rhein, wurden aber bei Saßbach von Montecurculi geschlagen; der franzö-
sische General Turenne fiel (1675). Württemberg hatte nun von dem sich zu-
rückziehenden österrelchlschen Heere durch Winterquartiere, Durchzüge, Lieferungen
von Lebensmitteln, Geschützen und anderem Kriegsbedarf viel zu leiden. Der Kaiser
bezeugte zwar dem Herzog, ver habe bei den jetzigen Läufen für die gemeine Wohl-
fahrt des Reichs einen sonderbaren und vorzüglichen Eifer bewiesen“, und ver-
sprach ins künftige mehr Schonung. Aber es blieb bei dem Versprechen. Das
Land erlitt in kurzer Zeit einen Schaden von 1,125,000 fl. — Noch schlimmer
ergieng es dem Herzog Georg von Mömpelgard. Dieser war durch Ver-
sprechungen und Drohungen von den Franzosen so weit getrieben worden, daß
er ihnen die Hauptstadt und das Schloß übergab. Dafür wurde er dann auf
die schmählichste Weise von den Franzosen behandelt, daß er sich mit seiner Fa-
milie nach Basel zurückzog.
Herzog Wilhelm Ludwig starb plötzlich an einem Schlag zu Hirschau (1677)
mit Hinterlassung eines noch nicht einjährigen Sohnes.
1) S. Näheres in Pfaffs Geschichte Württembergs, B. 4, S. 44 ff.
2) Er erklärte dem herzoglichen Gesandten, „wenn den württembergischen Landen
eine Ungelegenheit zustieße und sie Hilfe und Rettung suchen würden, so werde Oesterreich
auch so kaltfinnig sich erweisen, wie jetzt Württemberg; man solle nur durch solche Nach-
sicht die Franzosen größer machen helfen, so werde man den Dank hienächst von ihnen
dergestalt zu empfangen haben, daß man es zu spät bereuen würde.“