8. 45. Herzog Karl Alexander. Die Wirtbschaft des Juden Süß Oppenheimer. 151
württembergischen Thron. Als aber der Gesundheitszustand des Erbprinzen
Friedrich Ludwig das Schlimmste befürchten ließ, stellte Karl Alerander der Land-
schaft (1729) eine schriftliche Erklärung zu, worin er „alle Privilegien und
sämmtliche Freiheiten bei seinen fürstlichen wahren Worten vorläufig bekräftigte
und bestätigte, mit dem Versprechen, alles für das Vaterland Nützliche und Er-
sprießliche vorzunehmen, das Ueble ab= und das Gute herzustellen, die evangellsche
Religion augsburgischen Bekenntnisses nicht im mindesten zu stören, sondern alle
Religions= und Friedensschlüsse heillg zu halten, keine Veränderung vorzunehmen,
noch zu gestatten, und seinen Kindern die nemlichen Gesinnungen einzupflanzen.“
Nach Friedrich Ludwigs Tode stellte er die sogenannten Religions-Rever-
salien 1) aus, in welchen er versprach, „daß er auch die allermindeste Aende-
rung im Religionszustande des Landes nicht gestatten, die Kanzlei und Land-
beamtungen mit Protestanten und so viel möglich mit Landeskindern besetzen,
Synodus und Konsistorium mit ihrer Verfassung, auch alle geistlichen Anstalten,
Einkünfte und Rechte ungeschmälert lassen wolle. Das Simultaneum catholicum
(die Gleichstellung der katholischen mit der evangelischen Konfession) sollte nir-
gends eingeführt und außer der Hofkapelle nicht der allergeringste Akt eines
katholischen Gottesdienstes im Lande gehalten werden."“" Nach dem Tode des
Herzogs Eberhard Ludwig gab er dieselbe Verstcherung dem Geheimenrath und den
Landständen durch seinen Bevollmächtigten; und als er von Belgrad nach Würt-
temberg zurückkehrte, um die Regierung anzutreten, bestätigte er auf die Bitte der
Landschaft ihre Verträge aufs neue, ehe er sich huldigen ließ.
Ein Zeitgenosse Karl Aleranders, General Wolf, schildert seinen Charak-
ter so: „Er war offen und uneigennützig, ein treuer Freund seiner Freunde, und
da er jede Verstellung, alles Niedrige und Gemeine haßte, so hielt er andere auch
nicht, am wenigsten diejenigen dessen fähig, welchen er sein Zutrauen geschenkt
hatte. Seinem heftigen Temperament ließ er zwar öfters einen zu freien Lauf,
war dann selbst gegen seine Freunde hart und zurückstoßend und ließ sich öfters
selbst zu Ungerechtigkeiten hinreißen; sobald er dieses aber wahrnahm, oder ein
Mann, dessen Rechtschaffenheit er kannte, ihn darauf aufmerksam machte, hielt
ihn der Fürstenstolz nicht ab, seinen Fehler auf eine Art wieder gut zu machen,
die seinem Verstand und Herzen Ehre brachte. Er liebte die Wahrheit und
schenkte deßwegen ruhigen und bescheidenen Vorstellungen gerne Gehör, allein
Widerspruch duldete er nicht, noch viel weniger aber durfte man es wagen, ihm
zu trotzen. Wer konnte aber dieses auch ohne Gefahr bei einem Manne wagen,
der als Feldherr gewöhnt war, daß ihm seine Soldaten voll Vertrauen und
Muth in die Schlacht folgten, vor dessen Kommandowort dann die erschrockenen
Feinde flohen!“
Sein Versprechen, keine Mißbräuche in der, Staatsverwaltung zu dulden
und in allen Stücken ohne Schleich, Intriguen und Verwicklungen nach der alt-
berühmten württembergischen Treu und Redlichkeit zu handeln, war aufrichtig ge-
meint. Er wollte nichts als das Wohl seines- Landes. Seine ersten Regle-
1) Später erklärte der Herzog allerdings, er sei zur Unterschrift dieser Rever-
salien durch den Gebeimeraths-Präsidenten von Forstner und den Regierungsrath Neuffer
verleitet worden: auch hätten die Lamstände aus den ihm zur Unterschrift vorgelegten
und früher im Koncept vorgelesenen Neversalien einen Bogen herausgenommen.