152 III. Württemberg als Herzogthum.
rungshandlungen ließen das Beste ron ihm erwarten. Den tüchtigen Bilfinger!1:)
nahm er von Tübingen weg und machte ihn zum Geheimenrath. Dem Regle-
rungsrathe Johann Jakob Moser, dem nachmalilgen Landschafts-Konsulenten,
übertrug er die Behandlung der Religionsangelegenheiten. Der Hof und die
Kanzlei wurden im März 1734 wieder nach Stuttgart gebracht. Die Partel
der Grävenitz wurde rasch gestürzt. Dem Bruder der Gräfin wurde der Prozeß
gemacht und er auf den Hohentwiel gesetzt. Gegen eine Abfindungssumme von
56000 fl. mußte er alle seine Besitzungen im Lande abtreten. Eine Beschwerde
dagegen, die er nachgehends in Wien einbrachte, war zwecklos. Ein gegen dle
Grävenitz eingeleiteter Prozeß fiel für diese noch gut aus. Der Jude Süß war
dabei sehr thätig und brachte sie so weit, daß sie ihre Besitzungen in Württemberg
gegen eine Entschädigung von 150000 fl. abtrat 7).
In dem polnischen Erbfolgekrieg, der hauptsächlich zwischen Frank-
reich und Oesterreich geführt wurde, stellte sich Württemberg entschieden auf
Oesterreichs Seite. Der Herzog, der zum Generalfeldmarschall des Kaisers und
des Reichs ernannt worden war, stellte ein Heer von 12000 Mann ) und stieß
damit zu den Truppen des Prinzen Eugen. Do dieser aber mit seiner geringen
Macht gegen den französischen Marschall von Berwik, der mit 80000
Mann über den Rhein marschirte, nichts ausrichten konnte, so zog er sich nach
Hellbronn zurück. Die Franzosen rückten über Vaihingen und Maulbronn vor
und schrieben Lieferungen und Brandschatzungen aus. Nach Berwiks Tode bei
Philippsburg rückte Eugen mit seinem nun auf 74000 Mann angewachsenen
Heere über den Rhein. Der Friedensschluß im Jahr 1735 machte dem Krieg
ein Ende. Württemberg hatte wegen der Würde seines Herzogs durch Einquar-
tlerungen keinen großen Schaden erlitten, hatte aber auch, wie immer, für die dem
Kaiser geleisteten Dienste nichts erhalten.
Kaum war der Krieg zu Ende, so legte der Herzog seinen Landständen
schon den Entwurf zum Unterhalt eines stehenden Heeres von 13000 Mann vor.
Da er verworfen wurde, wandte er sich an den engeren Ausschuß, der ihn ge-
nehmigte. Um die Soldaten nicht der Bevölkerung ins Quartier legen zu müssen,
versprach der Herzog, Kasernen zu bauen.
1) Georg Bernhard Bilfinger ist im Jahr 1695 in Cannstatt geboren,
wo sein Vater Dekan war. Von Jugend auf schon zeigte er außerordentliche Anlagen.
Im Tübinger Stift arbeitete er sehr wenig, da er zum Studium der Theologie keine
Neigung fühlte. Bald aber feuerten ihn die Mathematik und die Phyfik zu solchem
Eifer an, daß er auch in der Theologie zu den tüchtigsten Jünglingen zählte. Seine
außerordentliche Professur in Tübingen wurde ihm später von den Tübinger Theologen
so sehr entleidet, daß er einen ehrenvollen Ruf Peters des Großen an die Akademie in
Petersburg gerne annahm. Hier konnte er seine Wirksamkeit nach allen Seiten ent-
falten, und sein Ruf erscholl durch ganz Europa. Eberhard Ludwig las zufällig seinen
Namen in einer Zeitung und, als er erfuhr, daß er Württemberger sei, berief er ihn
sogleich zurück und machte ihn zum Professor der Theologie und Oberaufseher des Stifts.
In diesem Amte blieb er thätig, bis er von Karl Alexander nach Stuttgart berufen wurde.
2) Bei der Ausbezahlung des Geldes betrog sie jedoch der Jude um 30000 fl.
3) Da es schwer gieng, diese starke Truppenzahl zusammenzubringen, so wurde
den Beamten befohlen, „Aushauser und den Gemeinden überlästige verheiratete junge
ansehnliche Kerls“ zum Kriegsdienst zu stellen, und diejenigen jungen Laie, welche aus
Furcht vor der Auswabl seit einem Vierteljahr sich geflüchtet hatten, herbeizuschaffen.
10. März 1734.