Full text: Die Geschichte Württembergs.

1793 
bis 
1795. 
186 III. Württemberg als Herzogthum. 
in Deutschland Anhänger und Freunde. Doch gelang es der Umsicht und Klug- 
heit des Herzogs Karl, die Unzufriedenen zu beschwichtigen. Zeitschriften und 
Zeitungen unterlagen der Censur. Von französischen Emigranten hielt er sich 
fern und bewahrte in allen Stücken eine weise Neutralität. Bei der Aufstellung 
des Reichskontingents war er dem Kaiser zu saumselig, so daß dieser ihn auf- 
forderte, seine Pflichten als Reichsstand besser zu erfüllen und sein Kontingent 
unverweilt vollkommen herzustellen. Als der französische General Custine die 
Grenze bedrohte, besuchte Karl die ausgesetzten Gegenden und schützte dieselben 
durch Geschenke an die französischen Feldherren mehr als durch die Aufstellung 
des Kreiskontingentes. 
Am 21. Januar 1793 war das Haupt des französischen Königs Ludwig 
XVI. unter der Guillotine gefallen. Nun bildete sich die erste Koalition, 
gegen die französische Republik, an welcher Oesterreich, England, Preußen, das 
deutsche Reich, Sardinien, Neapel und Spanien theilnahmen. — Nach Herzog 
Karls Tode war sein Bruder, Ludwig Eugen, schon 62 Jahre alt, zur Re- 
gierung gekommen. Er war ein gütiger und freundlicher Herr, herablassend gegen 
Niedere, dabel sehr für die Freuden der Tafel eingenommen, bequem, und, da er 
viele Jahre die Ruhe des Privatlebens genossen hatte, nicht an die Geschäfte und 
Mühen des Regentenberufs gewöhnt. Er war deßhalb bei seinem Volke nicht 
sehr beliebt. Man hieß ihn einen Feind der Aufklärung, weil er die Karlsschule 
aufhob, was aber mit Wissen und Willen der Stände und des Geheimenraths 
geschehen war. Durch die Schwelgereien am Hofe und die vielen fürstlichen Be- 
suche gerieth das Kammergut in Zerrüttung, was ihm doppelt übel genommen 
wurde, weil er denselben Fehler früher an seinem Bruder Karl so strenge gerügt 
hatte. Zudem umgab sich Ludwig Eugen mit Kapuzinern und Franziskanern, 
veranstaltete Wallfahrten und besoldete Leute, die für dle herzogliche Familie zu 
beten hatten. Dann und wann lleß er sich auch gegen den Protestantismus aus, 
in welchem Stück Herzog Karl stets ein kluges und freisinniges Verhalten gezeigt 
hatte; Andächtelei und Frömmelei, wie sie Ludwig Eugen zu Schau trug, waren 
seinem Charakter zuwider gewesen. Darum fiel die Vergleichung des neuen Für- 
sten mit seinem so beliebt gewordenen Bruder gar nicht zu Gunsten von jenem 
aus. DerGeist des Ratsonnirens war auch in die Württemberger gefahren. 
Am meisten Entschiedenheit zeigte Herzog Ludwig Eugen in seiner Partei- 
nahme gegen Frankreich. Er versprach dem Kaiser, „er wolle jetzt und fernerhin 
alle Kräfte und Hilfsquellen seines Landes für das allgemeine Beste und zur Ab- 
wendung der dem Vaterlande drohenden Gefahr aufbieten und auch für seine 
Person jedes Opfer zur gemeinsamen Vertheidigung darbringen.“ Er rüstete ein 
Korps von 4000 Mann aus, das mit den Oesterreichern unter Wurmser an den 
Oberrhein zog. Außerdem besetzte der Herzog mit einer 14,000 Mann starken 
Landwehr den Hohentwiel und die Schwarzwaldpässe, weil er mit Recht befürch- 
tete, der Kriegsschauplatz möchte nach Schwaben verlegt werden. Ob für den 
Fall eines Angriffs die getroffenen Vorsichtsmaßregeln sich mit Erfolg bewährt 
hätten, darf wohl bezweifelt werden. Denn es fehlte überall an tüchtigen Offi= 
zieren und Unteroffizleren, die Uniformirung und Ausrüstung war äußerst man- 
gelhaft 1). Das Volk selber aber lieh nur zu gern sein Ohr den da und dort 
1) Wie es überhaupt bei der damaligen Reichsarmee aussah, erzählt uns der
	        
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