8. 50. Herzog Ludwig Eugen. Herzog Friedrich Eugen. Die französische Revolution ꝛc. 187
unter ihm auftretenden Freiheitsaposteln und fand die Predigt von „Friede den
Hütten, Krieg den Palästen!“ ganz in seinem Interesse. Was hätte auch der
entschlossene Muth des alten Herzogs genützt, der erklärt hatte: „Eher werde ich
mich unter dem Schutt meiner Residenz begraben lassen, als mit den Franzosen
Friede machen!“ Beim Volke fehlte überall die Begeisterung. Es mußte durch
die vielen Leiden der kommenden schweren Kriege lernen, daß die wahre Freiheit
nicht durch wilden Aufruhr und sinnloses Zerstören aller Ordnungen, sondern
nur durch den Verein edler Bestrebungen des Fürsten und Volkes errungen wird.
Bei einem Spazlerritt zu Ludwigsburg traf den Herzog ein Schlaganfall,
an welchem er sogleich starb. Ihm folgte sein Bruder, Herzog Friedrich
Eugen 1), geboren 1732 (1795.— 1797). Unter seiner Regierung brach die
Kriegsfurie auch in Württemberg los. — Preußen hatte die Franzosen zweimal
bei Kaiserslautern geschlagen, 1793 und 1794; dennoch gieng es mit der fran-
zösischen Republik den schmählichen Basler Frleden (1795) ein, in welchem
es nicht nur seine Besltzungen links vom Rhein an Frankreich abtrat, sondern auch
seine Verbündeten im Stich ließ. Diese Treulosigkelt gegen die gemeinsame deutsche
Sache sollte nicht ungestraft bleiben. Norddeutschland, das mit Preußen der
Koalition entsagt hatte, sab jetzt rubig zu, wie Süddeutschland in dem Kriege
zwischen Frankreich und Oesterreich verwüstet wurde.
Friedrich Eugen trat die Reglerung an mit den Worten: „Ich will Ge-
rechtigkeit üben; denn auch ich trete früber oder später vor Gottes Richterstuhl!“
Er war ein Fürst voll Gerechtigkeitsliebe, der die Verfassung des Landes achtete
und in die Verwaltung und das Finanzwesen Ordnung brachte.
Am 24. Juni drangen die französischen Generale Jourdan und Mo-
reau bei Kehl über den Rhein, warfen das unter dem General von Stain ste-
hende schwäbische Kreiskontingent von 7000 Mann über die Kinzig zurück und
nahmen die Schanzen von Kehl im Sturm. Mit der Eroberung des Kniebis-
und Roßbühlpasses war den Franzosen der Weg nach Württemberg geöffnet.
Erzbherzog Karl wurde am 9. Juli bei Dobel geschlagen und mußte sich an
den Neckar zurückziehen. Der Herzog floh hierauf nach Balreuth und knüpfte mit
unbekannte Verfasser der Schrift: „Schilderung der Reichsarmee“; Köln 1796. „Die
Reichstruppen waren zusammengerafftes Gefindel in den verschiedenartigsten Uniformen,
daber der badische Oberst Sandberg einmal sagte, es fehle nur, daß man fie als Hans-
wurst kleide. Hier stellte ein Kloster zwei Mann, dort ein Gräflein den Fähnrich, dort
eine Start den Hauptmann. Die Gewehre waren vom verschiedensten Kaliber. Von
Geist aber, von Vaterlandsliebe war keine Spur zu finden. Wo Liebe zum Vaterland
sein soll, muß auch ein Vaterland sein; aber Deutschland ist in eitel kleine Monarchieen
zertheilt, deren Haupteigenschaften Bedrückung der Unterthanen, Stolz und Sklaverei und
eine unbeschreibliche Schwäche find. Ehedem, wenn Deutschland angefallen wurde, war
jeder zu kämpfen bereit, besonders aber die Fürsten. Jetzt, der Himmel erbarme sich,
ziehen die Fürsten und Grafen und Herren von dannen und lassen Land und Leute im Stich.“
1) Friedrich Eugen war anfänglich zum geistlichen Amte bestimmt und erhielt
1739 und 1741 Kanonikate in Salzburg und Konstanz. Da ihm aber diese Laufbahn
nicht gefiel, trat er im Jahr 1749 in preußische Kriegsdienste; im siebenjäbrigen Krieg
zeichnete er sich in den Schlachten von Prag, Kunnersdorf und Torgau ruhmvoll aus.
Bei Köthen nahm er 600 Jäger seines Bruders Karl Eugen gefangen (s. §. 46.). Nach
einem Aufenthalt zu Treptow in Pommern erhielt er 1786 die Statthalterschaft von
Mömpelgard, von wo er im Jahr 1792 durch die Franzosen vertrieben wurde. Seit
1794 lebte er in Hohenheim.
1795
bis
1797.