Full text: Die Geschichte Württembergs.

198 IV. Württemberg als (Kurfürstenthum und) Königreich. 
sich der Erbprinz an Oesterreich an und schlug Preußens Forderung ab. Nach 
der Gasteiner Konvention (1865) erhielt Oesterreich Holstein und Preußen 
Schleswig zur Verwaltung; das Herzogthum Lauenburg wurde um 2 ½ Mil- 
lionen Thaler an den König von Preußen verkauft. Dennoch wurde das Ver- 
hältniß zwischen Oesterreich und Preußen ein immer gespannteres; Preußen wollte 
keinen neuen deutschen Mittelstaat, der unter Oesterreichs Protektorat gestanden 
wäre, an seinen Grenzen haben, und Oesterreich hielt die Entwicklung der preu- 
ßischen Macht durch Zutheilung der Elbherzogthümer für gefährlich. So wurde 
die Schleswig-Holsteinische Frage der letzte Anlaß zum deutschen 
Krieg (1866), der Deutschlands Gestalt vollständig änderte. In diesem Krieg 
waren die meisten deutschen Staaten auf Seite Oesterreichs. Es standen gegen einan- 
der: Oesterreich mit Bayern, Württemberg, Baden, Hessen-Darmstadt, Kurhes- 
sen, Hannover, Sachsen u. s. w. gegen Preußenz; dieses schlug sogleich los, ero- 
berte Sachsen und rückte nach Böhmen, wo die unter Benedeks Leitung stehen- 
den Oesterreicher in der blutigen Schlacht. von Königgrätz (oder Sadowa, 
3. Juli 1866) vollständig geschlagen wurden. Die Hannoveraner hatten schon 
vorher bei Langensalza (29. Juni) kapitulirt. Die Badenser, Württemberger und 
Bayern wurden bei Hundsheim, Tauberbischofsheim, Kissingen und Roßbrunn 
geschlagen. 
Solche Erfolge hatte man nirgends erwartet. Napoleon begann sogleich 
das alte Spiel, die feindlichen Parteien zu vereinigen. Preußen sollte nicht zu groß 
und mächtig werden; Napoleon verlangte für sich Mainz. Aber sein Gesandter 
Benedetti richtete bei Bismarck nichts aus; als jener nicht nachgeben wollte, 
drohte dieser mit Krieg. Dazu war aber Frankreich nicht vorbereitet; die meri- 
kanische Expedition war zu schlecht ausgefallen. Oesterreich wandte sich an 
Napoleon um weitere Vermittlung und bot ihm als Lohn Venetien, das dieser dann 
an König Viktor Emanuel von Itallen abtreten wollte. Italien aber blieb 
trotz der Niederlägen bei Custozza und Lissa dem Bündniß mit Preußen treu. 
So setzte Napoleon nichts durch; Preußen hatte den Krieg allein geführt und 
die Siege allein errungen; dafür wollte es auch den Frieden allein diktlren und 
in Zukunft Alleinherr im eigenen Hause sein. Es hatte in dem letzten Jahrzehnt 
seine deutsche Aufgabe erkannt, erfaßt und jetzt angefangen, dieselbe, unberührt 
von den Einmischungen fremder Mächte, zum Ziele zu führen. 
Nach dem Nikolsburger Waffenstillstand wurde am 23. August 
1866 der Prager Frieden geschlossen. Die Bedingungen desselben sind: 
„Oesterreich tritt aus Deutschland aus und anerkennt das neue Bundesver- 
hältniß, welches der König von Preußen nördlich von der Mainlinie gründen 
wird (den norddeutschen Bund). Ebenso glbt es seine Zustimmung zu 
den von Wilhelm I. in Norddeutschland verfügten neuen Einrichtungen, ein- 
schließlich der Territorialveränderungen; außerdem bezahlt es an Preußen 20 
Millionen Thaler Kriegskontribution.“ Die Schmach von Olmöütz war 
gerächt! — Seine Bundesgenossen ließ Oesterreich beim Friedensschluß 
schmählich im Stich; nur für Sachsen legte es ein gutes Wort ein. — Dem 
Königreich Preußen wurden als Provinzen einverleibt: Hannover, Nassau, Kur- 
hefsen, Schleswig-Holstein, Frankfurt a. M. — Sämmtliche Staaten nördlich 
vom Main bildeten mit Preußen den norddeutschen Bund; Hessen-Homburg 
wurde preußisch, Mainz erhielt preußische Besatzung; Baden, Württemberg und
	        
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