Full text: Die Geschichte Württembergs.

236 IV. Württemberg als Königreich. 
Zusammentritt der Kammern waren die wichtigsten Punkte in Betreff eines Zu- 
sammenwirkens Bayerns und Württembergs auf einer Konferenz zwischen dem 
bayrischen Minister Bray und Varnbüler verabredet worden. Die Sitzungen 
der Stände, welche bald darauf eröffnet wurden, hatten das günstigste Resultat. 
Die Vorlagen und Forderungen der Regierung fanden bereitwillige Annahme 
ohne jegliche Debatte. Daß diese Haltung mit den Wünschen des Volkes ganz 
übereinstimmte, dafür zeugten auch in Württemberg die vielen Erklärungen und 
Zustimmungsadressen, welche Regierung und Stände erhielten. 
Alle diese herrlichen Zeichen und Kundgebungen eines edlen, standhaften 
Muthes waren begleitet von den Klängen der „Wacht am Rhein“, gedichtet 
von Marx Schneckenburger, geb. 1819 in Thalheim bei Tuttlingen, gest. 
1849 in Burgdorf in der Schweiz. 
Das sechste württembergische Infanterieregiment wurde mit Reiterel und 
einigen Geschützen in den Schwarzwald zur Deckung der Pässe kommandirt. 
Diese Truppen wechselten fortwährend ihre Stellung, so daß die Franzosen das 
kleine Korps für eine „Armee des Schwarzwaldes“ hielten und sogar Anstalt 
trafen, einem etwaigen Angriff jener Armee zu begegnen. Die Eisenbahnbrücke 
bei Kehl wurde gesprengt, um die Franzosen an einem raschen Vordringen bei 
Straßburg zu verhindern. 
An der Spitze der süddeutschen Truppen stand Kronprinz Friedrich 
Wilhelm von Preußen, der am 30. Juli von Speyer aus den ersten Armee- 
befehl als Kommandeur der III. Armee erließ. Die württembergische 
Division stand unter dem Befehl des preußischen Generals von Obernitz; 
sie umfaßte 12 Bataillone Infanterie, 3 Jägerbataillone (Generalmajore: von 
Reitzenstein, von Starkloff, von Hügel), 10 Schwadronen Kavallerle 
(Generalmajor Graf von Schéler), 54 Geschütze und 2 Kompagnieey Pioniere. 
Das General-Gouvernement war in den Händen des Generals von Suckow, 
des württembergischen Kriegsministers. 
Während bei Saarbrücken sich täglich schon die ersten Plänkelelen wieder- 
holten, wurde am 26. Juli bei Lauterburg ein keckes Reiterstück gewagt. 
Der württembergische Generalstabsoffizier von Zeppelin that einen Ritt über 
die Grenze; er hatte nur acht Begleiter mit sich genommen, 4 Offiziere und 4 
Dragoner. Diese Schar lebte für kurze Zeit in den Wäldern. Sie blieben 
hier bei Tage versteckt und rückten bei Nacht aus, um zu erkunden, wo und wie 
viele französische Truppen zwischen Lauterburg und Wörth ständen. Zeppelin 
kam bis Niederbronn mit seiner Schar. In einem einsamen Wirthöhause 
wurden sie von einer Schwadron französischer Husaren überfallen. Der Lieute- 
nant Winsloe fiel, Wechmar und Villiers wurden verwundet und gefangen genom- 
men, ebenso die Dragoner. Zeppelin entkam nach wüthendem Kampfe und gelangte 
nach zehnstündigem Ritt zu den deutschen Vorposten. Man wußte nun, daß zwischen 
Lauterburg und Wörth keine großen Truppenanhäufungen stattgefunden hatten. 
Am 2. August ereignete sich das Gefecht bei Saarbrücken, wo Oberst 
Pestel mit nur 1500 Mann das Armeekorps des Generals Frossard aufhielt. 
Am 4. August wurde Weißenburg von Preußen und Bayern erstürmt und 
am 6. August die Siege bei Spichern und Wörth errungen 1). Ein Au- 
1) Es kann nicht die Aufgabe des Verfassers sein, den Gang des großen Helden-
	        
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