Full text: Die Geschichte Württembergs.

8. 10. Fortsetzung. Drohender Untergang der Grafschaft Württemberg 2c. 25 
ziehen oder mit ihm einen Zug nach Italien machen, erwiderte Eberhard trotzig: 
„Gegen kaiserliche Majestät habe ich keinen Krieg unternommen, werde auch keinen 
unternehmen; was ich aber gegen die Städte gethan habe, ist mit Fug und Recht 
geschehen. Auch ich liebe den Frieden; was mir aber gebührt, vertheidige ich mit 
dem Schwert; zudem bin ich keines andern Dienstmann, daß ich nicht thun 
könnte, was mir gut däuchte“. Andern Tags trugen die Städte ihre Klagepunkte 
im Einzelnen vor; Eberhard zog nichts in Abrede, sondern entgegnete: „Mit 
alledem habe ich nicht unrecht gehandelt; werden die Städter fuͤrderhin ihre Schul- 
digkeit nicht gutwillig erfüllen, so werde ich sie noch kräftiger zwingen als seitdem. 
Dann ritt er ohne Urlaub vom Relchstag weg. Sogleich wurde er in des Reiches 
Acht und der Reichslandvogtel verlustig erklärt. Die Vollstreckung der 
Acht wurde Konrad von Weinsberg übertragen, dem eine große Macht zu 
Gebot stand, weil ganz Schwaben sich diesmal erhob, um den verhaßten Grafen 
zu vernichten. Dieser selbst hatte über wenig Mannschaft zu verfügen, weil ein 
großer Theil seiner Leute aus Aerger über die seitherigen Bedrückungen oder aus 
Mangel an Hoffnung für den glücklichen Ausgang der Sache zu den Städten 
übergegangen war. Eberhard beschränkte sich deßhalb auf die Vertheidigung seines 
Geblets und überfiel den Feind vor selnem Stammschloß Württemberg, wurde 
aber nach einem für ihn glücklichen Anfang der Schlacht blutig zurückgeschlagen. 
Er floh nach Asberg. Die Städter — voran die ergrimmten Eßlinger — 
schleiften Württemberg, zerstörten Beutelsbach, wo sie sogar die Gebeine der 
alten Grafen zerstreuten und die Denkmäler zerstörten. Dann zogen sie durch das 
ganze Land, um ihre Rache zu kühlen. Sie verwüsteten es innerhalb zwei Jahren 
auf das greulichste und nur 4 Burgen (Urach, Neuffen, Wittlingen und See- 
burg) konnten sich halten, während die bedeutendsten Städte der Stadt Eßlingen 
huldigen mußten. Eberhard war zu seinem Schwager Rudolf von Badenge- 
flohen (1311), der ihn zwel Jahre in einem Thurme zu Besigheim verborgen hielt. 
So schien Württemberg für sein seitheriges Regentenhaus verloren; nun 
in der Gewalt der schwäbischen Städte, vornehmlich Eßlingens, wurde es miß- 
handelt und ausgebeutet. Die meisten Burgen waren gebrochen oder von den 
Slegern besetzt. Der Graf hatte keine Aussicht, irgendwo Hilfe zu finden und 
durch einen Kriegszug wieder in den Besitz seines Landes zu kommen. Dennoch 
verlor er den Muth nicht. Heinrich VII. starb und im Reich war unter den Fürsten 
viel Streit über die Besetzung des Kaiserthrons. Diese Unruhen benützte Eber- 
hard und eroberte mit Hilfe seines Schwagers rasch wieder sein Land (1313). 1313. 
Als die Fürsten zwei Kaiser wählten, Friedrich den Schönen von Oester- 
reich und Ludwig von Bayern: hielt es Eberhard mit letzterem, bis Eß- 
lingen auch auf dessen Seite trat. Aus Haß gegen die Städte verband sich der 
Graf nun mit Friedrich und seinem Bruder Leopold; er lieh dem Kaiser damals 
380 Mark Silber, ließ sich aber für jede 10 Mark einen besonderen Bürgen 
stellen. Der Nutzen, den Eberhard aus der Verbindung mit Friedrich zog, war 
kein geringer; hauptsächlich bewirkte letzterer einen Frieden zwischen Eßlingen 
und dem Grafen, wobei dieser sein ganzes Land wieder erhielt. Bemerkenswerth 
ist, daß dieser Friedensschluß von je 10 Bürgern der Städte Stuttgart, Leon- 
berg, Backnang, Marbach, Wailblingen, Schorndorf, Neuffen und Urach mitbe- 
schworen wurde (1316). Wir haben darin einen der ersten Anfänge der späteren 
landständischen Verfassung. Eberhard verlegte seine Residenz vom Rothenberg
	        
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