Full text: Die Geschichte Württembergs.

8. 13. Graf Eberhard II., der Greiner und Ulrich IV. 31 
Grafen alle Schulden, die er bei den Juden gemacht, und übergab ihm die ober- 
schwäbische Landvogtei, die bisher Ulrich von Helfenstein verwaltete. So 
hatten die württembergischen Grafen jetzt die landvogteilichen Rechte und Nutzun- 
gen von Konstanz bis Heilbronn in 24 Städten (Konstanz, Ueberlingen, Kempten, 
Kaufbeuren, Biberach, Ravensburg, Isny, Wangen, Buchhorn, Ulm, Eßlingen, 
Reutlingen, Weil die Stadt, Heilbronn, Wimpfen, Hall u. a.). 
Eberhard wußte jedoch dem Kalser wenig Dank für seine Gewogenheit; vlel- 
mehr fuhr er fort, die Städte zu brandschatzen, bis beide Grafen auf den Nürn- 
berger Tag (1360) geladen wurden, wo sie (gerade wie Eberhard I. in Speier 
vor Heinrich VII.) trotzig erschienen und, ohne die kalserlichen Ermahnungen an- 
zunehmen, wieder wegritten. Der Kaiser erklärte ste in die Acht und beauftragte 
mit deren Ausführung die Städte und den Pfalzgrafen Ruprecht. Bei Schorn- 
dorf wurden die Württemberger in einem blutigen Gefecht geschlagen. Den Gra- 
fen wurde der erbetene Friede gewährt; der Kalser war gegen alles Erwarten 
gnädig; Eberhard mußte versprechen, daß er in Zukunft treu zum Reiche stehe; 
die Reichslandvogtei mußte er abgeben, womit seine beste Einnahmsquelle verlo- 
ren ging. Dem Land, das besonders durch diesen letzten Kriegszug fürchterlich ver- 
wüstet wurde, war der langersöhnte Friede wohl zu gönnen. Viele Ortschaften 
lagen in Asche, die Saaten waren zertreten. Die Grafen aber, die gezwungen 
waren, gegen außen Frieden zu halten, fiengen nun unter sich selbst Streit an. 
Ulrich, von seiner ehrgeizigen Gemahlln Katharina von Helfenstein 1) ge- 
reizt, verlangte die Theilung des Landes. Schon zuvor hatte genamte Gräfin 
ihrem Bruder Ulrich von Helfensteln bedeutende Geldanleihen gemacht, über welche 
Freigebigkelt der sparsame Eberhard nicht sehr erfreut sein konnte. Als Ulrich 
nunmehr eine förmliche Theilung verlangte, erklärte sich Eberhard entschleden da- 
gegen und war bereit, die Streitsache mit dem Schwert auszufechten. Doch ge- 
lang es noch dem Kalser, belde Brüder wieder zu vereinigen (Reichstag in Nürn- 
berg, 1361) und zwar zu Gunsten Eberhards. Der Kaiser sah wohl ein, daß er 
seine festeste Stütze in Schwaben am Hause Württemberg habe; darum verwischte 
er nach und nach die Erinnerung an die letzten Feindseligkeiten, wandte dem Gra- 
fen die früher bewiesene Gunst wieder zu und bestätigte ihn in allen alten Rech- 
ten. So hatte Eberhard, dessen gänzliche Unterdrückung die Städter gehofft, an 
Macht und Ansehen bedeutend gewonnen und er hob sein Haupt stolzer und muthi- 
ger als je empor. Mit seinem Bruder Ulrich lebte er bis zu dessen Tod (1366) 
auf gespanntem Fuß. 
.. 14. 
Aberhard II. der Greiner. Kampf He die Schlegler und Städte. 
„Allein ist er-ein Heldenschwarm, 
Der Donner rast in seinem Arm, 
Er ist des Landes Stern.“ 
Schiller. 
Dem Kaiser war es daran gelegen gewesen, daß die schwäbischen Städte 
nicht zu übermüthig würden. Wenn er deßhalb dem Grafen Eberhard wieder 
freieren Spielraum lleß, so hatte er den rechten Mann gewählt, der es verstand, 
1) Sie ist die Stifterin des alten Katharinenspitals in Stuttgart. 
1366 
bis 
1392.
	        
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