34 II. Württemberg als Grasschaft.
Macht als die ersten in Schwaben dastehen müssen. Dieses Ziel sollte aufs neue
mit eisernem Willen und unerschütterlichem Muth verfolgt werden.
Karl war gestorben (1378); ihm folgte sein Sohn Wenzeslaus, ein-
fauler, jähzorniger, dem Trunke ergebener Mann, der, zu früh in die Regierungs-
geschäfte eingeweiht, dieselben stets knabenhaft behandelte. Einer seiner ersten
Mißgrlife war, daß er die Reichslandvogteien von Ober= und Nie-
derschwaben an Herzog Leopold von Oesterreich übertrug (1382).
Man fragte sich billig: „Warum soll die Macht Habsburgs in Schwaben vergrö-
ßert werden? Warum soll es hler festen und sichern Fuß gewinnen?“ Die Kriegs-
lohe loderte in ganz Schwaben aufs neue fürchterlich auf. Eberhard aber spielte
dlesmsl in kluger Weise den Vermittler, indem er sich mit Rittern und Städtern,
sowie mit den rheinischen Fürsten aussöhnte, weil er wohl wußte, daß das Umsich-
grelfen der habsburgischen Macht in Schwaben ihn am melsten beeinträchtige.
Kurz vorher hatten sich großartige Bündnisse gestaltet. Schon im J. 1380 hat-
ten sichderrheinlsche und schwäbische Städtebund in einen ein-
zigen verschmolzen. Nicht wensger als 51 Städte in Schwaben, Franken
und am Rhein hatten sich mit Zürich, Bern, Solothurn und Zug verbunden, ein-
ander in jeder Noth und Gefahr beizustehen. Dieser allgemeine Städtebund zwang
die kleineren adeligen Genossenschaften, sich fester an einander anzuschlleßen; sie
bildeten den Löwenbund, von welchem Eberhard von Württemberg und sein
Sohn Ulrich auch Mitglieder waren. Dieser Löwenbund bildete eine Adelskette
durch das Elsaß, den Breisgau, durch Schwaben, Franken, Bayern und einen
Theil Thüringens und theilte sich in 14 Kreise, deren jeder in einer bestimmten
Stadt seinen besondern Sammelplatz und einen besondern Hauptmann hatte.
Ulrich von Württemberg war einer dieser 14 Hauptleute. Auf diese Weise ver-
bunden konnte eine Partei der andern das Gleichgewicht halten. Endlich einigten
sich beide Bündnisse auf dem Tag zu Ehingen (1382) dahin, daß sie gegen-
seitig Frleden halten und im Kriegsfall einander beistehen wollten. Weil aber
Wenzel dadurch die Macht der Städter steigen sah, versammelte er in Heidel-
berg (1384) die süddeutschen Reichsstände und Herzog Leopold von Oesterreich.
Alle verpflichteten sich hier zu einem dreijährigen Frieden, außerdem die Städte
noch, keine Besitzungen und Bürger, welche Fürsten und Rittern zugehören, in
ihre Einung aufzunehmen. Damit war dem seitherigen Zustand der Unsicher-
heit und des wilden Kriegs ein Ende gemacht und es wurde auf Grund genannter
Bedingungen ein allgemeiner Landfriede geschlossen.
Aber nur auf kurze Zeit. Leopold von Oesterreich breitete seinen Besitz
bis in die Mitte Schwabens aus und machte dadurch die Städter, die dem Land-
frieden ohnehin nicht recht trauen mochten, gegen sich erbost. Sie brachten (1385)
einen neuen Bund mit den Schweilzern zu Stande, der aber von Leopold getrennt
wurde. Dieser zog hlerauf mit einem stattlichen Heere, worunter auch Eberhard
mit seinem Sohn und Enkel, durch Baden ins Aargau, um die Schweizer zu de-
müthigen. Es kam zu der blutigen Schlacht von Sempach (1386), in wel-
cher 700 Ritter (wovon die Hälfte Grafen) und 2000 Fußknechte fielen. Auch
Leopold verlor das Leben. Dagegen zählten die Eidgenossen nur 200 Todte. Die-
ser entscheidende Sieg der Schweizer fachte in den schwäbischen und rheinischen
Städten den Muth zu neuer Ausdauer im Streit gegen die Fürsten und Herren
an; zudem wandte sich der Kalser wieder den Städten zu und suchte zwischen