8. 18. Graf Eberhard III. und Graf Eberhard IV. 45
und Gebräuchen einer schwäblschen Ritterburg nicht finden. Schon zur Hoch-
zeit waren 14,000 Personen zusammengekommen und man trank Wein „wie
Wasser“. Bel Hofe waren zwel Herzoge, drelzehn Grafen, vierundzwanzig Frei-
herren 2c. Eberhards zweite Gemahlin war Elisabeth, Tochter des Burggrafen
von Nürnberg, die an dem leichtsinnigen Hofe Siglsmunds aufgewachsen war
und sich durchaus nicht auf einen eingezogenen Haushalt verstand.
Von seinem Großvater hatte Eberhard III. noch eine Aufgabe über-
kommen — die Niederwerfung der Schlegler. Eberhard hatte sich gleich
anfangs seiner Regierung mit dem Markgrafen Bernhard von Baden ausgesöhnt
und dann freundschaftlich verbunden, sodann mehrere vom Adel, die durch Eber-
hard II. Unrecht erlitten hatten, auf gütliche und freundliche Welse zufriedenge-
stellt, überhaupt überall nach seinem strengen Rechtsgefühl gehandelt. Dadurch
machte er sich einen großen Theil von Rittern und Städten zu Freunden. Die
Schlegler, aus Furcht hierüber, schloßen sich enger an einander an und dehnten
ihren Bund rasch durch ganz Schwaben aus, wo er namentlich den württem-
bergischen Grafen gefährlich sein mußte. Da die Schlegler keinen geringeren
Zweck im Auge hatten, als die vollständige Unabhängigkeit der Ritter und ihrer
Besiützungen von der fürstlichen Landesherrschaft, und da schon mehrere Ortschaften
württembergischen Geblets zu lhrem Bunde übergetreten waren, sah sich Eber-
hard endlich gezwungen, zum Schwert zu greifen. In diesem Falle waren die
Interessen Eberhards und die der Städte ganz dieselben. Letztere trauten auch
der Ehrlichkeit und Redlichkeit Eberhards so sehr, daß 13 derselben auf sechs
Jahre einen Bund mit ihm schloßen. So verstärkt brach Eberhard gegen die
Schlegler los, die sich mit ihren drei Hauptleuten, den soßenannten „Schlegel-
königen“" (Wolf von Stein, Reinhard und Friedrich von Enzberg) gerade in
Heimsheim gesammelt hatten. Im Schutz der Nacht schloß Eberhard das
Städtlein ein und forderte seine Uebergabe, die aber mannhaft verweigert
wurde. Ein Württemberger Knappe steckte mit einem feurigen Pfeil einen Stroh-
haufen an, durch den das ganze Städtlein in Brand gerleth, was die Schlegler
zwang, sich auf Gnade und Ungnade zu ergeben 1). Die mit den Schleglern ver-
bundenen Ortschaften mußten Verschreibungen ausstellen, daß sie sich nie mehr
von der Herrschaft Württemberg entfremden wollten; andere Abtrünnige wurden
hingerichtet (1395) 5). 1395.
Der Kaiser erließ an die Schlegler den Befehl zur Auflösung. Diesem
wurde jedoch nicht Folge geleistet; vielmehr überfielen die Ritter von ihren Burgen
aus die Fürsten und Städte, so daß diese sich in einem weitausgebreiteten Bunde
zur vollständigen Unterdrückung der Städtervereinigten, welche sich hierauf nach
einem Schledsgericht in Brackenheim ganz auflösten (1396). — Im nächsten
Jahr wurde eine für das Haus Württemberg bedeutende Vergrößerung des Lan-
des gemacht. Der letzte Graf von Mömpelgard, Heinrich, war mit dem
Ungarnkönig Sigismund gegen die Türken gezogen und in der Schlacht von Ni-
copolis (1396) verschollen. Das Erbe war seinen vier Töchtern zugeschrieben,
von denen die älteste, Henriette, die Grafschaft Mömpelgard erhielt. Sogleich
1) Der Volkswitz vermißte bei den drei Schlegelkönigen den vierten zur Herstel-
lung eines vollständigen Kartenspiels.
2) Uhland hat sich in seinem Gedicht „die drei Könige zu Heimsen“ die peetische
Licenz erlaubt, an die Stelle Eberhards III. Eberhard den Greiner zu setzen.