Full text: Die Geschichte Württembergs.

48 II. Württemberg als Grasschaft. 
Fröhlich zechte Friedrich ein Jahr lang auf seiner Feste, bis er so hart bedrängt 
wurde, daß er bei Nacht mit seinen Rittern einen Fluchtversuch machte, der aber 
mißlang. Er wurde gefangen nach Mömpelgard gebracht, wo er zehn Jahre in 
schwerer Haft schmachtete, aus der er erst auf anhaltendes Bitten selner Base, 
der Markgröfin von Brandenburg, entlassen wurde. Gebrochen an Leib und 
Seele, unternahm er noch eine Pllgerfahrt in das gelobte Land, auf der ihn der 
Tod ereilte (1426). Die Burg Hohenzollern war zerstört worden und wurde erst 
1454 durch des Oettingers Sohn, Jost Niklas, wieder aufgebaut. Doch auch 
jetzt sollte die Ruhe noch nicht einkehren. Markgraf Bernhard von Baden hatte 
die Geroldsecker und Friedrich von Zollern öffentlich und heimlich gegen Würt- 
temberg unterstützt. Als nun Bernhard wegen Errichtung neuer Zölle von den 
oberrheinlschen Städten, dem Pfalzgrafen Ludwig und dem Bischof von Speier 
angegriffen wurde, eilte Henriette, sich mit den letzteren zu verbinden. Rastatt und 
viele Ortschaften wurden verbrannt; endlich gelang es den Abgesandten des Kal- 
sers, zwischen den kriegführenden Parteien den Frieden wiederherzustellen (1424). 
Um der anhaltenden Zwietracht, die zwischen Henriette und ihren beiden 
Söhnen bestand, ein Ende zu machen, erklärte sich Ludwig im Jahr 1426, ob- 
gleich ersft 14 Jahre alt, für volljährig, übernahm die Regierung selbständig 
und führte nach der Bestätigung seiner Rechte durch den Kaiser die Geschäfte zu- 
gleich im Namen seines Bruders Ulrich. Henriette nahm ihren Witwensitz in 
Nürtingen. In Deutschland wütheten schon seit sleben Jahren die Husitenkriege. 
Wenzel war vor Schrecken darüber gestorben. Slgismund aber war die Noth, 
die ihm dadurch bereitet wurde, wohl zu gönnen. Hatte er doch Hus freies Ge- 
leite versprochen und ihm sein Wort nicht gehalten, und hätte er doch durch weise 
Nachgiebigkelt die Husiten beschwichtigen können. Am meisten aber litten die 
deutschen Völker. Förmliche Kreuzzüge wurden gegen die Böhmen veranstaltet; 
aber alle Heere wurden geschlagen. Auch Ludwig hatte mit einem zahlreichen 
Heer den letzten Zug begleitet und damit dessen Niederlage und Schande getheilt. 
Noch empfindlicher als für seine Ehre war dieser Zug aber für seine Kasse. Das 
Heer hatte schwer gelitten, und die Lehensleute wollten für alle ihre Verluste ge- 
nügend entschädigt sein. So sah sich Ludwig genöthigt, Weillheim, Lauffen, Ils- 
feld und andere Orte zu verpfinden. In das Wachsthum des Landes war 
in der letzten Zeit ein Stillstand getreten; statt Sparsamkeit Glanz und Pracht, 
statt einträglicher Lehensdienste bei Fürsten und Kaisern nutzlose und verderbliche 
Kriege, welche Schulden auf das Land häuften, und endlich noch, was alle Grafen 
von dem Stifter an weislich vermieden hatten, — die Trennung des Landes: 
alles dies ließ den Verfall der Macht Württembergs vorhersehen. 
C. Württemberg getheilt und wieder vereinigt. Bis zur Erhebung 
zum Herzogthum. 
Ein Zeitraum von 50 Jahren. 1441—1495. 
8. 20. 
Allgemeiner Aeberblick. 
1441— Im Jahr 1441 war Albrecht II. nach dreijähriger Regierung gestorben; 
1495. ihm folgte Friedrich III. (1441—1493). Der Charakter seiner langen Re-
	        
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