S. 29. Herzog Ulrich. Fortsetzung. Eroberung Württembergs 2c. 75
rad Breuning, früher Obervogt in Tübingen, wurde gefoltert und ent-
hauptet 1). Ebenso ergieng es seinem Bruder Sebastian Breuning, Ober-
vogt in Weinsberg. Der achtzigjährige Vogt von Cannstatt, Konrad Vaut,
wurde gevierthellt. Wer fliehen konnte, sloh. Unter den Flüchtlingen war
auch Lamparter, der soglelich in kaiserliche Dienste trat und hier mit allem
Eifer gegen seinen vormallgen Herrn wirkte. Der vertragsmäßig bestimmte
und von Ulrich einzusetzende Regimentsrath wurde nicht berufen; vielmehr
führte der Herzog die Regierung tyrannisch weiter 2). In allem stand ihm
sein Rath, Kanzler Ambrofsius Volland, ein talentvoller und kennt-
nißreicher Mann zur Seite, der seinen Herzog fortan als sein böser Geist
überall begleitete und zu seinen Grausamkeiten anstiftete. Der Kaiser aber
erklärte den Blaubeurer Vertrag für gebrochen und sprach über Ulrich die
Acht zum zwelten Mal aus. Ein halbes Jahr später starb Marximilian I.
(Januar 1519).
§. 29.
Herzog TAlrich. Fortsetzung. Kroberung Württembergs. Das Land
unter österreichischer Herrschaft; der Herzog in der Fremde; Vorbereitung
auf die Reformation. 1519—1525.
„ VlIa lucis, via crucis.“
S. Kosegartens Ode.
„Trifft dich ein Leiden ohne Schuld,
So trag’ es männlich mit Geduld —
Was auch dein Herz bedrängen mag:
Es kommt einst ein Erlösungstag!
Doch schuf die eig'ne Schuld dir Pein,
So kann nur Sühne dich befrein —
Nicht Glück, noch Frekde wird dir nah'n,
Bis ganz gesühnt, was du getban.“
Bodenstedt.
Ulrich stand abermals an einem Wendepunkt seines Lebens und selner
Reglerung, wie nach der Unterdrückung des „armen Konrad-“ Mit wildem
Trotz und Eigensinn hatte er sich seither von einer Gefahr in die andere
gestürzt, und wäre ihm nicht sein Volk treu zur Seilte gestanden und der.
Katser günstig gewesen, so hätte er schon lange Thron und Land verlleren
müssen. Aber günstige Augenblicke verstand er nicht zu benutzen. Güte machte
ihn trotzig und Mißgeschick hart und grausam. So stürzte er in jähem Laufe
seinem Verderben entgegen. Die bittere Leidensschule sollte ihn lehren, was
er im Elück und unter geringeren Widerwärtigkeiten nicht lernen wollte. Um
sein hartes Gemüth zu brechen, bedurfte es noch gewaltigerer Schläge, als
die seitherigen waren. Sie sollten ihm nicht erspart bleiben.
1) Als Breuning den Herzog zur Dämpfung des Bauernaufruhrs so kräftig
unterstützt hatte, hatte letzterer erklärt, daß er nicht wie ein Diener, sondern wie ein
Vater an ihm gehandelt habe, und daß er es ihm und seinen Kindern zeitlebens ver-
gelten wolle. Das war nun der Dank.
2) Wer sich mit irgend einer Waffe sehen ließ, wurde geblendet. — Wegen großer
Theurung hatten viele ihre Zuflucht zum Wildern genommen, das furchtbar streng be-
straft wurde. So wurden einem Wilderer wegen eines erschossenen Hasen beide Angen
ausgestochen.
1519
bis
1525.