Full text: Die Geschichte Württembergs.

8. 30. Der Bauernkrieg und seine Folgen. 83 
denn auch Feuerbacher als Katholik lebte und starb; im Fränkischen wurden 7 
katholische Geistliche als Aufrührer hingerichtet; 3. der „helle Haufen“ erklärte 
ausdrücklich: „Wir wollen bet der Kirche blelben und sind nicht lutherisch, wie uns 
unsere Gegner heißen.“ — Die Führer der Reformation aber traten mit aller Ent- 
schiedenheit gegen den Bauernaufruhr auf. Gieng doch Luther sogar in seiner 
Schrift „wider dle stürmenden Bauern“ (nach der Weinsberger Greuelthat) so 
weit, daß er alle Welt aufforderte, „die Bauern zu würgen, zu stechen, heimlich 
und öffentlich, wer da kann, wie man einen tollen Hund todtschlagen muß" 1). 
Aulber in Reutlingen erwiderte den Abgesandten der Bauern, „die Freiheit des 
Evangeliums wolle nicht mit Gewalt der Waffen erstritten werden, sondern sie 
bestehe in einer herzlichen Freude, Friede und Geduld des heil. Geistes und lasse 
der Obrigkelt Ehre und Gehorsam vollkommen und ungekränkt.“ Und Brenz 
in Schwäbisch Hall erklärte den Bauern, welche die Reichstadt zur Theilnahme 
am Aufruhr zwingen wollten, daß ihre Sache „ein Werk des Satans sei, der das 
Reich Christi hindern wolle.“ 
Nach beendigtem Kriege verlangte der Schwäbische Bund, der den 
Aufruhr unterdrückt hatte, von der Landschaft Schadenersatz; sie mußte 
36,000 fl. bezahlen. Der Erzherzog Ferdinand taber erklärte, daß 
durch den Aufstand der Tübinger Vertrag gebrochen sei und er sich deßhalb nicht 
mehr an denselben halten werde; zudem verlangte er für verbrannte Schlösser 
und Klöster 80,000 fl. Die Landschaft erklärte ihm, daß sie nicht im Stande sei, 
dies zu zahlen, sondern vielmehr eine Kirchenreformation wünsche. Bezüglich der 
letzteren vertröstete sie Ferdinand auf den bevorstehenden Reichstag (in Augsburg, 
wo aber das gegebene Versprechen nicht erfüllt wurde). Um Geld einzutreiben, 
wurden dem zum Statthalter ernannten Georg Truchseß von Waldburg 
200 Provisioner (Polizeimänner) beigegeben. Theurungen und Seuchen plagten 
das Land; schwere Steuern wurden aufgelegt; Möckmühl und Heidenheim mußten 
verkauft werden. — Die evangelische Bewegung aber sollte vollständig unterdrückt 
werden. Die Unerschrockenheit, mit welcher der Kurfürst Johann von Sachsen, 
Landgraf Philipp von Hessen, Markgraf Georg von Brandenburg u. a. ihren 
Glauben bekannten uns für die Sache der Reformation einstanden, ermuthigte auch 
die Württemberger. Am entschlossensten zeigte sich die Stadt Reutlingen, die 
das Augsburger Glaubensbekenntniß mit unterzelchnete und sich dem Schmalkal- 
dischen Bunde anschloß. Die österreichische Regierung stellte sich aber der Refor- 
mation ganz feindllch entgegen und namentlich Württemberg sollte selne Hinneigung 
zur neuen Lehre schwer büßen. In allem mußte unser armes Land genugsam 
erfahren, was es heißt, unter einer Fremdherrschaft zu schmachten. Peter 
Aichele, des Reiches Profos in Württemberg, trat als Henker auf. Erfüllt 
von grimmigem Haß gegen das Evangeltum „griff er besonders evangelische Pre- 
diger oder sonst Prlester, die eifrig waren und etwas lasen, an, fiengs, beraubts, 
schätzts, henkls, also daß er in kurzem in naher Gegend ob vierzig an dle 
Bäume hat elendiglich gehenkt.“ Er soll nicht weniger als 400 Prediger gehenkt 
1) Dabei war Luther nicht so ungerecht, daß er die Bedrückungen des Banern- 
standes nicht eingesehen und getadelt hätte, wie er denn erklärte: „Erstlich mögen wir 
niemand auf Erden danken solches Unraths und Aufruhrs, denn euch Fürsten und 
Herren, die ihr nicht mehr thut, denn daß ihr schindet und schatzt, euren Pracht und 
Hochmuth zu führen, bis der gemeine Mann nicht kann und mag länger ertragen.“
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.