Full text: Die Geschichte Württembergs.

5. 31. Herzog Ulrich. Fortsetzung. Wiedereroberung des Landes. Einf. der Reformation. 87 
Drittel des schwäbischen Landes. Außer den Klöstern und Stiftsgütern hatten 
die Städte noch reiche Stiftungen für ihre Pfarrstellen, Armen u. s. w. Ulrich 
zog nun dieses reiche Kirchengut ganz ein und verwendete die Hauptsumme des- 
selben zur Bezahlung seiner Schulden; das übrige blieb der Kirche, deren 
Diener kärglich besoldet waren 1). Erst im Jahr 1540 trat Ulrich den bezüg- 
lichen Grundsätzen der protestantischen Fürsten bei: „das Kirchengut ist zu ver- 
wenden: 1. zum Predigtamt und für Schulen; 2. für die Armen; 
3. das Uebrige zum Genuß des Schirmherrn.“ Damit wurde das 
Kirchengut seiner alten Bestimmung zurückgegeben. Die Stiftungen in den 
einzelnen Gemeinden, die zu Messen, ALichtern u. a. verwendet worden 
waren, wurden gar nicht angegriffen, sondern von Anfang an für die Armen 
verwendet. 
Die ganze Sache der Reformation hatte Ulrich allein und ohne Rücksicht 
auf Willen und Meinung der Stände durchgeführt, wie er denn überhaupt nie 
seine Fürstengewalt eingeschränkt sehen wollte und manche Härte seines Wesens 
bis zum Ende nicht ablegen konnte. So föhnte er sich niemals mit seiner Ge- 
mahlin Sabina aus; seinen trefflichen Sohn Christopk betrachtete er mit Miß- 
trauen und behandelte ihn strenge, ja sogar grausam, weil er — Sabinens Sohn 
war. Trotdem bleibt ihm das Verdienst, daß er mit allem Ernst und mit Ent- 
schlossenheit das Werk der Reformation eingeführt hat und sich darin nicht irre 
machen ließ durch die Gefahren, die von Oesterreich drohten und endlich auch 
kamen. 
Die protestantischen Stände Deutschlands hatten im Jahr 1531 den schon 
mehrfach erwähnten Schmalkaldischen Bund zu gegenseitigem Schutz für 
den Fall eines Angriffs seitens der katholischen Stände geschlossen, dem in Schwaben 
außer Ulrich auch die Städte Reutlingen, Eßlingen, Hall, Ulm, Heil- 
bronn, JIsny, Ravensburg, Biberach, Leutkirch beigetreten waren. 
Der Kaiser war seither nicht gegen die Protestanten eingeschritten, theils weil 
ihm durch anderweltige Kriege die Hände gebunden waren, theils weil ihm in den 
französischen und Türkenkriegen die Evangelischen hilfreich gewesen waren. Er 
zeigte sich ihnen freundlich, vereinlgte aber im Geheimen die kathollschen Fürsten zu 
einem Bündniß und brach im Jahr 1546 gegen die Mitglieder des Schmalkaldi- 
schen Bundes los. Daher heißt der Krleg der Schmalkaldische Krieg. 
Ulrich, dem als österreichischem Vasallen die höchste Gefahr drohte, stellte ein 
Heer von 24,000 Mann unter Schärtlin und Hans von Heldeck. Nach 
der Verbindung mit den sächsischen und hessischen Truppen belief sich das Heer 
der Protestanten auf 70,000 Mann, mit denen gegen den schwach gerüsteten 
Kaiser ein Hauptschlag hätte ausgeführt werden können. Aber es fehlte den 
Fürsten an der rechten Entschlossenheit und Einigkeit, so daß der tüchtige Schärtlin 
nichts Entscheidendes ausrichten konnte. Als vollends Moriz von Sachsen in 
Kursachsen einflel, wurden die Truppen des Kurfürsten zurückberufen und das 
Heer des Schmalkaldischen Bundes löste sich auf. Dem Kaiser war es nun leicht, 
elnen nach dem andern zu schlagen. Seine wilden Soldaten brachen unter Herzog 
von Alba nach Württemberg herein und suchten es mit Raub, Mord und Brand 
heim. Ulrich floh nach Hohentwlel. Das Land mußte aufs neue Ferdinand 
1) 500 Pfarrer erhielten 24000 fl. Gehalt.
	        
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