88 III. Württemberg als Herzogthum.
huldigen. Endlich ließ sich der Kaiser im Heilbronner Vertrag (1547)
herbei, dem Herzog das Land mit den Bedingungen des Kadaner
Vertrags zuübergeben. Außerdem mußte Ulrich 300,000 fl. Kontribution
zahlen, die Festungen Asberg, Schorndorf und Kirchhelm ausliefern, sich vom
Schmalkaldischen Bund lossagen und den Kaiser fußfällig um Verzeihung bitten.
Letzteres geschah in Ulm, wo Ulrich 1), der am Podagra litt, in den Saal getragen
wurde und statt seiner zwel Räthe vor dem Kaiser knieten und dann der Herzog
nach der Abbitte begnadigt wurde.
Da aber Ferdinand mit der Zurückgabe des Herzogthums an Ulrich nicht
zufrieden war, so blieben auch in den württembergischen Städten starke Besatz-
ungen zurück. Die vielen Unterhandlungen wurden erst nach Ulrichs Tode unter
Christoph im Jahr 1552 abgeschlossen und dadurch der Heilbronner Vertrag be-
stätigt. Der siegreiche Kalser verfügte nun über die Besiegten mit großer Strenge.
Der in der Schlacht von Mühlberg (1547) besiegte Kurfürst von
Sachsen mußte sein Land an Moriz abtreten und wurde, wie auch Landgraf
Philipp von Hessen, vom Kaiser gefangen mitgeführt. Das Jahr 1548
brachte bls zu einem Religionsausgleich auf einem allgemeinen Koncil das Augs-
burger Interim, d. h. Zwischenreligion, in welchem der Kaiser befahl,
daß man alle in der römischen Kirche gewöhnlichen Satzungen wieder einführen
solle, nur soll den Priestern die Ehe und der Kelch im Abendmahl den Laten
gestattet sein. Und wen traf dieser Beschluß schwerer als Württemberg,
das sich dem Sieger gegenüber nicht rühren durfte! Ulrich behielt zwar seinen
protestantischen Hofprediger bei; im übrigen aber „mußte er“, wie er sich aus-
drückte, „dem Teufel seinen Willen lassen“, d. h. das Interim zu verkünden be-
fehlen. Die Reichstädte mußten ihre Prediger wegschicken und wieder katholische
Priester annehmen. In Ulm wurden jene sogar in Ketten geschlagen und abge-
führt. Ein sprechendes Beispiel für das schwere Los der Protestanten, namentlich
ihrer Geistlichen ist der nachmalige Reformator Württembergs, Brenz von Weil
der Stadt. Die meisten Pfarrer flohen, unter ihnen auch Erhard Schnepf, um
der Wuth der Spanier zu entgehen.
Aber das Interim konnte sich nicht lange halten. Es scheint, als habe die
Vertreibung so vieler einflußreicher Gegner der Halbrellgion dieser den Hals
gebrochen. Zudem fuhren einzelne Männer, wie der junge Jakob Andreä,
getrost fort, neben den Meßpriestern die evangelische Lehre zu verkündigen. Eigent-
liche Interimsprediger waren auch schwer zu bekommen, und der größte Theil der-
selben war wegen schlechten Lebenswandels nicht zu gebrauchen. Sowohl Kathollken
als Protestanten verachteten das Interlm als eine Sache, die nicht halb und nicht ganz
war 2). Den größten Gewinn hatten die Klöster vom Interim davon getragen.
1) Avpila, der es selber sah, erzählte, der Herzog sei von vier Männern auf einem
Stuhl hereingetragen worden.. Bei Sattler und den meisten Autoren württembergischer
Geschichte liest man dagegen die Volkssage, nach welcher der alte Herzog zu Pferd vor
den Kaiser geritten sei und statt seiner sein Roß, das er dazu abgerichtet, den Kniefall
habe thun lassen.
2) Ein Vers aus jener Zeifr sagt:
„Selig ist der Mann,
Der Gott vertrauen kann,
Und willigt nicht ins Interim,
Denn es hat den Schalk hinter ihm.“