Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

jektiv durchaus deutsch denkende Kreise, die aber unter dem 
Einfluß eines elsässischen Pazifisten ständen, der rege Bezie- 
hungen zur Entente unterhalte. 
Mit dem gewohnten weltschmerzlichen Gesicht erbebt sich 
mun zur Beantwortung der Interpellation der Minister- 
präsident Hirsch und spricht mit beruhigender Ruhe, ganz 
ohne Pathos, und wirkt trotzdem — wie eine Sensation. 
Bisher hörten wir aus sozialdemokratischem Munde immer 
nur unverständiges Schelten, wenn die Rede auf Preußen 
kam, jenes Preußen, dem wir nichts, aber auch rein gar nichts 
zu verdanken bätten. Hirsch aber spricht nicht wie jene Boto- 
kuden. Er versteigt sich sogar zu dem Satze: „Preußens 
verwaltungstechnische und kulturelle Leistungen sind 
wirkliche Werte, dienicht verlorengeben dürfen!“ Wie 
man sieht, kann also die Sozialdemokratie reden links und 
auch reden rechts. Hat sie einen Hoffmann., bat sie auch einen 
Haenisch; und auf einen polternden Fischer in Weimar folgt 
ein weiser Hirsch in Berlin, — wer vieles bringt, wird manchem 
etwas bringen. Gegen die heutige Rede des Ministerpräsi- 
denten kann der preußischste Preuße kaum etwas einwenden. 
Den Beschluß des Verfassungsausschusses in Weimar, daß die 
Nationalversammlung jederzeit durch einfache Mehrheit das 
Gebiet einzelner Gliedstaaten zerreißen und zusammenlegen 
könne, erklärt auch er für ein Unglück, gegen das es alle Kräfte 
der Uberredung einzusetzen gelte. Und so redet er denn schon 
heute zunächst dem kölnischen Sentrum gut zu wie einem 
kranken Kinde. " 
Das „Los von Preußen!“, das jetzt die Regierung und das 
hohe Haus so erschreckt, ist unseres Erachtens eine ganz na- 
türliche Folge der allgemeinen Auflösung in Oeutschland. 
Unzufriedenheit mit der Berliner Regierung hat es auch in 
früheren Zeiten häufig genug gegeben. Als Finanzminister 
Miquel sein scharfes Einkommensteuergesetz herausbrachte, be- 
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