jektiv durchaus deutsch denkende Kreise, die aber unter dem
Einfluß eines elsässischen Pazifisten ständen, der rege Bezie-
hungen zur Entente unterhalte.
Mit dem gewohnten weltschmerzlichen Gesicht erbebt sich
mun zur Beantwortung der Interpellation der Minister-
präsident Hirsch und spricht mit beruhigender Ruhe, ganz
ohne Pathos, und wirkt trotzdem — wie eine Sensation.
Bisher hörten wir aus sozialdemokratischem Munde immer
nur unverständiges Schelten, wenn die Rede auf Preußen
kam, jenes Preußen, dem wir nichts, aber auch rein gar nichts
zu verdanken bätten. Hirsch aber spricht nicht wie jene Boto-
kuden. Er versteigt sich sogar zu dem Satze: „Preußens
verwaltungstechnische und kulturelle Leistungen sind
wirkliche Werte, dienicht verlorengeben dürfen!“ Wie
man sieht, kann also die Sozialdemokratie reden links und
auch reden rechts. Hat sie einen Hoffmann., bat sie auch einen
Haenisch; und auf einen polternden Fischer in Weimar folgt
ein weiser Hirsch in Berlin, — wer vieles bringt, wird manchem
etwas bringen. Gegen die heutige Rede des Ministerpräsi-
denten kann der preußischste Preuße kaum etwas einwenden.
Den Beschluß des Verfassungsausschusses in Weimar, daß die
Nationalversammlung jederzeit durch einfache Mehrheit das
Gebiet einzelner Gliedstaaten zerreißen und zusammenlegen
könne, erklärt auch er für ein Unglück, gegen das es alle Kräfte
der Uberredung einzusetzen gelte. Und so redet er denn schon
heute zunächst dem kölnischen Sentrum gut zu wie einem
kranken Kinde. "
Das „Los von Preußen!“, das jetzt die Regierung und das
hohe Haus so erschreckt, ist unseres Erachtens eine ganz na-
türliche Folge der allgemeinen Auflösung in Oeutschland.
Unzufriedenheit mit der Berliner Regierung hat es auch in
früheren Zeiten häufig genug gegeben. Als Finanzminister
Miquel sein scharfes Einkommensteuergesetz herausbrachte, be-
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