Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

alten Annexionswünsche durchzusetzen versucht. Welsch wollen 
sie nicht werden, die Rheinländer; aber als Rheinländer, so 
denken die um Kastert, sind sie stärker und klüger als das ganze 
jetzige Preußen. Behaglich und selbstsicher in allen Stürmen, 
mit dem glattrasierten runden Gesicht und den weinfrohen 
Auglein wie ein Olbild von Grützner, so steht dieser Politikus 
da und versteht es nicht, wie man sich über ihn und seines-- 
gleichen überhaupt entrüsten könne. Nie habe man mit der 
Entente verhandelt. Man sei doch, weiß Gott, durch und durch 
deutsch. Beim Reiche wolle man selbstverständlich bleiben. 
Wir liegen entwurzelt da und versuchen uns nun neu an 
die Heimaterde zu klammern, vorerst die der Provinz. 
Entwurzelt sind wir durch die Revolution. Sie und nur sie 
hat das fertiggebracht, woran unter der Monarchie, auch einer 
geschlagenen, kein Mensch gedacht bätte, denn über den Rhein- 
bundsgeist sind wir wirklich schon innerlich hinausgewachsen. 
Unter den Rednern, die Kastert erwidern, findet der Demokrat 
Jansen wohl die stärksten Töne, obwohl auch die Herren der 
Rechten, Dr. Moldenhauer von der Oeutschen Volkspartei 
und v. d. Osten von den Deutschnationalen, ein heißes Be- 
kenntnis zu Preußen abgelegt haben. Das ganze Haus, ein- 
schließlich des Regierungsvertreters Dr. Freund, der eine 
sentimentale Verwahrung gegen seine eigenen Leute in 
Weimar loslassen muß, ist einig; auch das Zentrum will — 
bloß mißverstanden sein. 
Anzapfungen 
Weimar, 235. Wärz 
Von der ersten Sitzung eines Parlaments nach einer größe- 
ren Pause erwartet niemand welterschütternde Ereignisse. 
107
	        
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