werden verstehe, nicht einen bloßen Parteiredner, der so
geringschätzig und feindselig über einen Ludendorff spreche,
dessen gewaltige Leistungen selbst die Entente anerkenne.
Daß der alte Pachnicke, den die Demokraten vorschicken, in
Scheidemanns Rede nichts Unwürdiges entdecken kann, ist
bei ihm nicht verwunderlich. Er ist der einzige bürgerliche
Redner, der sich binter Scheidemann stellt, ohne zu bedenken,
daß er dadurch auch seine Partei mit dem bösen Wort belastet,
daß man die „Ludendorfferei“ zu fassen wissen werde.
Ein Zwischenspiel Haase-Noske. Die Weise und der Text
sind die alten geblieben. Haase erzählt anderthalb Stunden
lang von den Erschießungen, die von Regierungstruppen vor-
genommen worden seien, und schauspielert dabei fast Tränen.
Er sollte doch aus der Geschichte wissen, daß man mit Franc-
tireurs nie anders verfuhr. Die Spartakisten werden nicht
als Kriegsgefangene behandelt, sondern an die Wand gestellt,
weil sie eben keine kriegführende Partei sind. Roske ant-
wortet in seiner kräftigen Art, auch nicht gerade im Hofgarten-
ton, und wird wegen des Ausdrucks „Brandstifter“, den er
den Unabhängigen zuruft, vom Präsidenten gerügt. Frau
Zietz erhält auch ihren üblichen Ordnungeruf, weil sie fort-
während „Lüge, Lüge!“ kreischt, während Noske spricht. Die
alten Weimaraner in den Logen recken die Hälse. So schlimm,
meinen sie, sei es ja kaum im Raubtierkäfig im Zoologischen
Garten. Dieses Tönchen sei ja furchtbar. Dazwischen ist es
sogar zum Gruseln. Haase, der sich über den Ton des Moajors
v. Gilsa von neulich beklagt, droht deutlich mit der Guillotine
in der nächsten Revolution. Es komme noch einmal der Tag,
an dem GEilsa dieser Ton in der Kehle steckenbleiben werde!
Zum Scheidemann-Thema führt der Deutsche Volkepar-
teiler Becker-Hessen zurück. Scheidemann habe auch unter
dem Oruck der Straße seinem persönlichen Haßempfinden ge-
gen Ludendorff Ausdruck gegeben, aber Ludendorff werde
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