und die Regierung, die jetzige rote republikanische Regierung,
als Volksverräter hinstellen, weil sie es nicht schaffe. Der
regierende Genosse Robert Schmidt weiß das natürlich auch.
Wie gerne fütterte er die Bestie gut! Aber alles scheitert am
Aichtarbeiten. Wir haben, wie er erzählt, 94 Millionen
Doppelzentner Zuckerrüben erzeugt, eine Menge, die vollauf
genügen würde, um uns mindestens so viel Zucker wie im
Vorjahre zu sichern. Aber es fehlt an Arbeitern und an
Kohle auf dem Lande und in den Zuckerfabriken, so daß ein
großer Teil der Rüben verfüttert werden mußte oder ganz
verdorben ist. Das Weiterfaulenzen verschlechtert ferner
unsere Baluta, so daß wir von Tag zu Tag größere Beträge
unseres entwerteten Geldes zur Zahlung brauchen: das
amerikanische oder chinesische Fett, das zu 4,50 Mark abge-
geben werden sollte, wird 6 oder 7 Mark oder noch mehr
kosten. Robert Schmidt klagt die Massen an, daß sie unser
ganzes Volk dem Hungertode entgegenführen. Kein konser-
vativer Minister hat den Massen je so schonungslos die Wahr-
beit gesagt wie dieser Sozialdemokrat, der nun von der Re-
gierungsbank aus die Welt natürlich ganz anders sieht als
früher aus der Froschperspektive des verantwortungelosen
Agitators. «
Aber die Wahrheit sagen und das Rechte tun, ist noch nicht
dasselbe. Gesprochen, auch gut gesprochen, wird in der Na-
tionalversammlung zentnerweise; ein Gramm Taten wäre
mehr.
Die unselige alte Schichtung unseres Parteilebens ver-
leugnet sich übrigens auch in der beutigen Debatte nicht.
Die Linke gefällt sich in allerlei Spitzen gegen die Agrarier,
worunter heute schon jeder Landwirt bis zum kleinen Bauern
herab verstanden wird. An denen liegt aber die Schuld wahr-
haftig nicht. Auf dem Lande hat jedermann von Sonnen-
aufgang bis zur sinkenden Nacht zugepackt und für ODeutsch-
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