land gearbeitet. Wir hatten 1918 eine so gute Getreide-
ernte, daß nicht ein einziger Sack fremden Mehles nötig ge-
wesen wäre, daß wir bis zur nächsten Ernte mit eigenem
Vorrat durchgehalten hätten. Da aber kam „das blutige,
kronenlose Tier aus dem Abgrund“, wie die Offenbarung
Zohannis es schildert, und alles ward verschleudert und
verludert.
Oieselbe Bestie sperrt nun den NRachen wieder auf. Füttert
sie gut, ihr Männer vom 9. November, sonst verschlingt sie euch.
Das Friedensfest
Weimar, 15. April.
Nachdem unsere heute regierenden Herren die Aufgabe,
uns Frieden und Freiheit und Brot zu bringen, so glänzend
gelöst haben, können sie heute in Ruhe an die äußere Um-
formung gehen. An der Fassade des Deutschen Reiches und
der Einzelstaaten darf nichts mehr an das Gewesene erinnern.
Von den neuen Fünfzigmarkscheinen ist jedes der früher die
Reichsgewalt darstellenden Embleme verschwunden; an Stelle
der Kronen und Adler ist ein stilisierter Bandwurm getreten.
Zn Baypern hat man es sich leichter gemacht und auf allen
Klischees einfach dem Wappentier die Krone weggestemmt,
wobei natürlich der obere Teil des Kopfes mit daran glauben
mußte. So prangen denn an der Spitze der „Staatszeitung“
in München jetzt zwei hirnlose Löwen. Aber unsere regieren-
den Herren sind nicht etwa nur im Niederreißen groß. Sie
sind auch schöpferisch bemüht. So haben sie uns, um einem
fühlbaren Mangel abzuhelfen, einen neuen Feiertag beschert.
Oie alte sozialdemokratische Maifeier wird verstaatlicht.
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