Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

daß kein Deutscher seinem ordentlichen Richter entzogen wer- 
den dürfe; und doch liefern wir die besten Deutschen einer 
fremden Feme aus. So enthält sie weiter den Satz: „Jeder 
Oeutsche hat die sittliche Pflicht, seine Kräfte so zu betätigen, 
wie es dem Wohle der Gesamtheit entspricht“; und doch haben 
die herrschenden Parteien den Streikwahnsinn großgezogen, 
der schließlich alles in den tödlichen Strudel ziehen wird, auch 
die Verfassung selbst. 
Zu ihrer Empfehlung spricht derr neue Innenminister, der 
Sozialdemokrat Oavid, neben dem als Einbläser noch der 
alte Innenminister Dr. Preuß sitzt, einige Worte. Wir haben 
sie schon wiederholt in stereotpper Einförmigkeit aus seinem 
Munde gehört: daß nämlich die Republik in die Bresche ge- 
sprungen sei, als die Monarchie zusammengebrochen war. 
Er wirkt etwas greisenhaft, der gute Dr. David. Oiese Re- 
publik der schwarzen, der roten, der goldenen Znternationale 
ist so „in die Bresche gesprungen“ wie der Raubmörder, 
der nachber in die Kleider seines Opfers schlüpft. Die 
Sozialdemokratie mit ihren Affiliierten hat das Reich zer- 
trümmert, und nun pflanzt sie auf den Trümmern ihr neues 
Banner auf. 
Es müsse rot sein, meint der Abgeordnete Cohn. David be- 
lehrt ihn milde, daß diese Farbe schon vergeben sei, sie ge- 
höre der sozialistischen Internationale. Auch das ist nur be- 
dingt richtig. Blutrot war die Schreckensflagge der türkischen 
Korsaren, als sie noch das ganze Mittelmeer beherrschten und 
sogar von Frankreich Tribut erhoben. Alle späteren See- 
räuber übernahmen sie. Dann überhaupt alle Empörer. 
Aber niemals ist die rote Flagge eine Nationalflagge im 
heutigen Sinne gewesen, sondern immer nur die der Vogel- 
freien. 
Von#der schwarz-rot-gelben, die von der regierenden Mehr- 
heit und einem Teil der Demokraten uns aufgezwungen wer- 
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