es ist, als hätten ein alter Kirchenmaler und ein moderner
Expressionist einander immer abwechselnd den Pinsel ent-
rissen und sich abwechselnd auf der Leinwand verewigt. Von
evangelischer Seite nimmt besonders eindrucksvoll der Pauls-
kirchen-Pfarrer Beidt zu den neuen Arbeitsbedingungen Stel-
lung, die die Kirche vorfindet, und er tut es in gläubigem
Optimismus. Gerade jetzt in dieser Zeit. Als in einer ähn-
lichen Zeit vor mehr als hundert Jahren der Freiherr vom
Stein innerlich völlig zusammengebrochen gewesen sei, da
habe ihn eine Predigt Schleiermachers in der Oreifaltigkeits--
kirche zum erstenmal wieder aufgerichtet. So sei von dieser
Stelle aus die Rettung des Vaterlandes ausgegangen.
Die verschacherte Jugend
Weimar, 18. Juli
Zn einer zittrig und greisenhaft gewordenen Gegenwart
erwarten wir alles von der Zugend, von der Zukunft. „Noch
werden deutsche Kinder von deutschen Müttern geboren; aus
unseren Gebeinen wird unes einst der Nächer erstehen!“ so“
sprach am 12. Mai der Präsident der Nationalversammlung.
Er ist mitsamt den Seinen vom Zentrum seither etwas ver-
geßlich geworden. Am 22. Juni wurde das NManneswort
„Unannehmbar“ wie ein Streichhölzchen geknickt und weg-
geworfen. In den Tagen seither aber wurde um die Seele
der heutigen und der noch ungeborenen künftigen deutschen
Zugend geschachert, einigten sich Zentrum und Sozialdemo-
kratie über die Beute. In dem Kompromiß über den Ver-
fassungsabschnitt „Bildung und Schule“, das die beiden Par-
teien abgeschlossen und am heutigen 18. Juli angenommen
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