Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

haben, ist mit keinem Wort von vaterländisch-deutscher Er- 
ziehung die Rede. Dagegen wird Bildung „im Geiste der 
Völkerversöhmung“ nunmehr verfassungemäßig festgelegt, — 
das ist das Zugeständnis an die Sozialdemokratie, an die 
Internationale, das ist die Verewigung des deutschen Knechts- 
gedankens. Eingehandelt hat das Zentrum dafür die Erhal- 
tung des Religionsunterrichts dort, wo die Erziehungeberech- 
tigten es wünschen, und die Erlaubnis zur Errichtung von kon- 
fessionellen Privatschulen für die Minderheit in der Diaspora. 
Die Gemeinde, die in den Wahlen wechselnde Mehrheit der 
Gemeinde, bestimmt den Charakter des Schulwesene, nicht 
das Gesetz für den ganzen Staat. Oer Kulturkampf wird also 
in jedes Dorf getragen und eigentlich schon jetzt entschieden. 
Wir werden im katholischen Deutschland katholische, im pro- 
testantischen Deutschland sozialdemokratische Bildung haben. 
Alles, auch das neue Provinzialstatut in Preußen, arbeitet 
auf diese Zerreißung hin. Die Schwarzen und die Noten 
teilen sich in die deutsche Jugend und verschütten die deutsche 
Zukunft. „Cuius regio eins religio.“ Wir sind genau so weit wie 
nach dem Oreißigjährigen Kriege. 
Das ist der elende Erfolg; die Beweggründe beim Zentrum 
sind freilich, von seinem Gesichtswinkel aus, die edelsten. Es 
ist und bleibt eine konfessionelle Partei. Es denkt: „Was 
hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne, und 
nähme doch Schaden an seiner Seele?“ Also dem Menschen 
— dem katholischen Menschen — rettet es die Seele; das 
deutsche Reich, unsere Welt, mögen wir dann verlieren, es 
liegt nichts daran. Und auf die evangelische Jugend stellt 
man der Sozialdemokratie seelenruhig und seelenroh den ge- 
wünschten Wechsel aus. 
Der Wechsel ist ja schon im voraus eskomptiert. Die Sozial- 
demokratie hat die Morgenandacht für die Kinder abge- 
schafft, bat zuerst im Nassauischen, dann anderewo das 
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