Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

beschimpft die deutschen Fürsten, die in den Randstaaten des 
Ostens Familienpolitik getrieben hätten, während noch das 
Blut in Strömen floß. Er, dem der ANunzius in München 
mit Bezug auf den Friedensbriefwechsel, wie Erzberger selbst 
am Freitag erzählte, gesagt haben soll: „Nun ist Ihr armes 
Vaterland verloren !“, will von dem Inhalt der Briefe nichts 
gewußt haben. Er, unter dessen ständigen Kassandrarufen 
seit 1917 unser Bolk nervös zusammengebrochen ist und seinen 
Siegeswillen, seinen Sieg, seine Gegenwart und Zukunft 
verloren hat, belfert gegen die nationalen Parteien, die an 
dem ganzen Unglück schuld seien. 
Hier ist kein Verständigungefriede möglich, ebensowenig 
wie zwischen Bölkern im Kriege. Der Kampf muß durchge- 
fochten werden. Der sozialdemokratische Minister Bauer, der 
anscheinend von Erzberger gelernt hat, stellt es so dar, als 
habe die Rechte diesen inneren Streit begonnen. Er spekuliert 
auf das kurze Gedächtnis der Mitwelt. Er meint wohl, sie 
wisse nicht mehr, daß die Nationalversammlung gleich zu 
Beginn im Februar durch die wüsten Angriffe Davids, Eberts, 
Scheidemanns gegen das alte System, gegen die Monarchie, 
gegen die Rechte eingeleitet wurde. Kaum ein Tag ist ver- 
gangen, an dem nicht während dieser Session von der „ver- 
brecherischen“ Schuld unserer Fürsten, Feldherrn, Staate- 
männer und nationalen Politiker von der Regierungsbank 
aus gesprochen worden wäre. 
Auch ein ehemaliger Minister, Gothein, dessen Regenten- 
freude freilich nur ein kurzer Frühlingstraum war, paukt auf 
die Monarchie los. Man wird es sich merken müssen, was 
der Abgeordnete Gothein als offizieller Fraktions- 
redner der demokratischen Partei unter deren ein- 
mütigem und lebhaftem „Bravo“ heute gesagt hat: 
„Oie Erkenntnis der Schuld der Monarchie, nicht nur 
das Anerkennen des nun einmal durch die Revolution 
254
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.