Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

Oavid und andere Regierungsmänner, hergerollt, aber selbst 
da haben diese Schwerarbeiter keine Ruhe gehabt. Ein Kino- 
Operateur war in den Zug bestellt und mußte die welthisto- 
rischen Minuten, wo sie das Regierungsgewerbe im Umher- 
ziehen betrieben, für kommende Geschlechter kurbeln. Wir 
nähern uns im Fluge den Gewohnheiten aus der absoluti- 
stischen Zeit des Sonnenkönigs Ludwigs XIV. Nächstens 
wird wohl das Lever der parlamentarischen Unterstaats- 
sekretäre als Staatsaktion gefilmt werden. 
Also da wären wir wieder beisammen. Auch der Fettfleck 
auf dem roten Tuch des Regierungspodiume, der Reichs- 
minister Erzberger, ist immer noch auf seinem Platze; man 
sollte ihn eigentlich nicht mehr kritisieren, denn etwas besseres 
könnte sich die Opposition gar nicht wünschen als die Be- 
lastung der Regierung durch ihn noch bei den nächsten Wahlen. 
In der Ecke der Unabhängigen sieht man heute ein neues 
Gesicht. Ein unscheinbarer Mann sitzt da. Man glaubt es 
kaum, daß es Eichhorn ist, der polizeilich Langgesuchte, den 
die Regierung Ebert-Haase-Scheidemann einst zum Polizei- 
präsidenten von Berlin ernannt hat. Als er von dort ver- 
schwand, fand man ein von ihm bestelltes Sauerstoffgebläse 
zum Geldschrankknacken in seinem Amtszimmer. FZetzt ist 
er als Abgeordneter immun, unangreifbar. Diese Immunität 
mochte vor Menschenaltern, wo das freie Wort noch des 
Schutzes gegenüber einer halb absolutistischen Regierung 
bedurfte, am Platze sein; heute ist sie die größte Sinn- 
losigkeit des allein regierenden ganz souveränen Parla- 
mentariemus. 
Auf der Tagesordnung steht die nochmalige Kriegsabgabe 
von Mehreinkommen und Vermögenszuwachs. Es spricht 
für die allgemeine Opferfreudigkeit, daß beide Gesetze, ob- 
wohl die gestaffelte Abgabe bis zu 70 v. H. gehen soll, in 
zweiter Lesung sozusagen im Handumdrehen, in noch nicht 
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