Legende, sagt Erzberger, daß der Marschall Foch zunächst für
einen annexionslosen Frieden zu haben gewesen und erst nach
der Revolution mit verschärften Bedingungen herausgekommen
sei. Sagt Erzberger. Leider ist ja kein Hindenburg oder
Winterfeldt im Saale, den man sofort darüber befragen
könnte. Die Mehrheit sitzt mit offenem Munde da, staunt
über die Allwissenheit ihres Erzberger, fühlt sich beglückt
durch die Erleuchtung ihrer eigenen Ignoranz und ist tief
befriedigt.
Aun setzt der Chor mit dem „Gerettet!“ ein. Zwei
Schwaben, Haußmann und Gröber, halten ihren Schild über
den Landemann. Vater Gröber versteigt sich sogar zu dem
Satze, der noch vor einigen Monaten im Zentrum selbst den
heftigsten Widerfpruch erregt hätte: „Wir freuen uns,
in unserer Mitte ein Mitglied wie Herrn Erzberger
zu haben, der mit so außerordentlicher Begabung und so
riesigem Fleiße für das Vaterland leistet, was kein
anderer zu leisten imstande wäre!“ Auch die Sozial-
demokraten Müller und Haase und Scheidemann pauken auf
Erzbergers Gegner los. Der Chor ist vollzählig. Das „Ge-
richtet !“ wird übertönt.
Der Deutschnationale v. Graefe nimmt es wieder auf. Als
erprobter Fechter, der sich durch keinen Zwischenruf beirren
läßt, schlägt er der Mebrheit die Paraden durch, indem er
nachweist, daß sie noch am 22. Oktober gegen den Unter-
werfungefrieden sich verwahrt hat, den sie am 11. November
annahm, — und daß in der Tat nur die Revolution uns dazu
gezwungen hat. Zetzt könne, selbst wenn er es wollte, nicht
einmal Wilson uns belfen, da wir unter Erzbergers Führung
die vierzehn Punkte selber durch vertragliche Unterschrift
aufgäben.
In der Form versöhnlich, in der Sache scharf vertritt Dr.
Stresemann noch einmal den Standpunkt der Deutschen
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