deutschen Reichsbau der Vergangenheit emporwachsen, wie
Biemarck ihn gestützt und gesteift hat: die Fürsten waren an
der Reichseinheit durch den Bundeerat interessiert, die Bölker
durch den Reichstag mit seinem freien Wort; und zu dieser
doppelten Kuppelung kam der starke Schutz durch jenes
Preußen, das von der äußersten Südwestgrenze bis zum
äußersten Nordostzipfel Deutschlands reichte und jeden Angriff
auf das Reich als einen Angriff auf sich selbst abwehren mußte.
Preußen ging im Reiche auf; der Reichskanzler war sein
Ministerpräsident, der Kaiser sein König. Jeder preußische
Partikularismus war dadurch von vornherein ausgeschaltet.
Oieses ganze komplizierte Spstem von Sicherungen und Ver-
steifungen ist mun bis auf die letzte weggeschlagen. Oer erste
Preußsche Entwurf unserer neuen republikanischen Berfassung
habe das alte Preußen zerbrochen, dafür dem Reiche alle
Macht geben wollen, nach dem jetzigen Entwurf aber bleibe
Preußen eine Ohnmacht, und auch das Reich erfahre keine
Verstärkung. Die Mängel der alten Reichsverfassung seien
vermehrt auferstanden, die wertvollen Vorzüge verschwunden,
und wir bekämen ein Reich ohne Kraft, in dem die Mittelstaaten
die landemannschaftliche Eigenart ihrer Sonderheere und die
Stammeeeigentümllichkeit der Zwetschgenbrennerei und allerlei
sonstnoch verbriefterhalten. Micht ein Entwurf zur VBerfassung,
sondern zur Auflösung des Deutschen Reiches liege hier vor.
Die Deutschnationale Volkspartei wolle in dem Verfassungsaus-
schuß daran mitarbeiten, daß etwas Hoffnungsvolleres erstehe.
Nachdem ihm das Konzept arg verschoben ist, muß nun am
Nachmittag der demokratische Abgeordnete Koch durch partei-
politisches Poltern für die Galerie die Situation zu retten
versuchen, muß nachher auch der Abgeordnete Cohn, der
beiläufig für die nationalen Rechte der jüdischen Minderheit
in Deutschland eintritt, überreichlich die Ausfälle gegen das
Bürgertum häufen. Aber zwischen beiden steht der Deutsche
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