Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

— 379 — 
ist der christliche Glaube. wenn dem Sünder solche Fürbitte nichts 
helfen kann!“ Fünf Tage lang soll er sich mit ängstlichen Gedanken 
über diese Frage herumgetragen haben, dann beraubte ihn ein Schlag- 
fluß des Gebrauches der Glieder und der Sprache völlig, und tiefe 
Schwermut brach über ihn herein. Weder die aufopfernde Fürsorge 
seiner Gemahlin Elisabeth, noch deren reiche Vergabungen an Kirchen 
und Klöster vermochten die Leiden des Körpers und der Seele bei 
dem Gemahle zu lindern. Um eine männliche Hilfe zu haben, nahm 
sie den Grafen Günther XVI. von Schwarzburg zum Vormunde für 
ihren damals im 13. Lebensjahre stehenden Sohn Friedrich. Er scheint 
die an sich kluge Frau gut beraten zu haben; denn sie hatte allent- 
halben ihre Augen, wo es das Interesse des Hauses verlangte. So 
brachte sie dessen Ansprüche auf die Niederlausitz bei dem Erzbischof 
von Magdeburg zu gegebener Zeit wieder in Erinnerung, freilich ohne 
damit durchdringen zu können. Ferner plante sie eine Verbindung 
mit der Tochter Johanns von Böhmen, Jutta, da der Böhmen- 
könig in hohem Ansehen bei König Ludwig stand, und sie für die 
Belehnung ihres Sohnes im Todesfalle des Vaters besorgt war. 
Als aber nach der Schlacht von Mühldorf (1322, 28. September) sich 
die Beziehungen zwischen dem unstäten Böhmenkönig und Ludwig von 
Bayern zu lockern begannen, da Ludwig die durch Waldemars und 
Heinrichs Tod erledigte Mark Brandenburg nicht seinem Bundesgenossen 
und Mithelfer an jenem Siege über Friedrich von sterreich übertrug, 
wie Johann gehofft hatte, sondern seinem eigenen Sohne Ludwig, da 
zog man die veränderte politische Lage auch am thüringischen Hofe 
weislich in Betracht und faßte einen anderen Entschluß. Das Ver- 
löbnis mit der Tochter des Böhmenkönigs wurde aufgehoben und 
dafür der junge Landgraf mit der Tochter des römischen Königs 
Ludwig versprochen. Es war dies entschieden ein politischer Schach- 
zug von großem Erfolg; denn allen Beteiligten war damit genutzt. 
An Stelle des unzuverlässig werdenden Böhmen gewann der Bayer 
im Süden der neu erworbenen Mark Brandenburg an dem Wet- 
tiner einen wertvollen Bundesgenossen, anderseits wurden sämtliche 
Schwierigkeiten gelöst, die etwa noch betreffend das Verhältnis der 
Wettiner zum Reiche bestanden. Der römische König säumte nicht, 
seinem zukünftigen Eidam die Bestätigung seiner Lehen zu erteilen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.