Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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legung längerer Stollen. Daher bilden die ältesten Pingenstriche, wie 
man die Löcher von eingegangenen Gruben nennt, zugleich eine Reihe 
von Halden, von denen eine oft kaum fünf, zehn oder zwanzig Schritte 
von der anderen entfernt ist. Jeder Schacht sollte seinen eigenen 
Häuer haben, der mit Schlägel und Eisen im Gestein arbeitete und 
dafür wöchentlich seine Bezahlung erhielt. Schon frühzeitig scheint 
die Grubenarbeit auf drei Schichten des Tages verteilt worden zu 
sein. Allerdings haben wir erst aus späterer Zeit genaue Kunde 
darüber von dem durch seine Schriften über den Bergbau bis 
auf den heutigen Tag mit Achtung genannten Georg Agricola, der 
1490 zu Glauchau geboren wurde und 1555 zu Maydeburg starb. 
Er teilt uns mit, daß die drei Schichten je sieben Stunden dauern, 
die drei Übrigen Stunden seien Mittelstunden zwischen den Schichten 
zum An= und Ausfahren der Häuer. Die erste Schicht hebt morgens 
um 4 an und währt bis 11, die andere um 12 und währt bis 7 Uhr. 
Die Nachtschicht aber, die von 8 Uhr abends bis 8 Uhr früh reichte, 
wurde ehedem von der Obrigkeit den Arbeitern nur im Notfalle erlaubt, 
während sie dann später bei der großartigen Entfaltung des Berg- 
baues zur Regel wurde. Diese alten Schichtstunden werden noch 
heute durch das Läuten einer bestimmten Glocke auf dem Petri- 
kirchturme zu Freiberg angezeigt. Sobald der Schichtmeister, der die 
Arbeit zu verteilen und den kunstgerechten Abbau der Grube zu über- 
wachen hatte, das Läuten, welches das Ende der Schicht bezeichnete, 
also um 11 und 7 Uhr tags und 3 Uhr nachts, hörte, gab er den Berg- 
häuern durch ein Zeichen, wie Klopfen am Zimmerwerk oder Rufen, 
zu erkennen, die Schicht sei abgefahren. 
Die Bearbeitung des Berges geschah in den älteren Zeiten nur 
mit dem Bergeisen und dem eisernen Hammer, dem Schlägel, mit 
dem man das Eisen zum Absprengen des Erzes vom Gange in das 
Gestein trieb. Erwies sich aber das Gestein zu fest, so wandte man 
das Feuersetzen an, d. h. man schichtete vor dem abzubauenden 
Orte dürres Holz auf und zündete es an. Da jedoch der Rauch 
durch die Klüste und Risse des Berges auch nach benachbarten 
Gruben ziehen konnte, so bedurfte es der Erlaubnis des Bergmeisters. 
und einer Verständigung mit den nächsten Gewerken zum Feuersetzen. 
Das Feuersetzen geschah meist bei Anlage größerer Stollen; solche
	        
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