— 1182 —
kaldischen Bunde. Immer schroffer auch wurden des alternden Luther
Außerungen und Einflüsse wider die „Zwingler und alle Sakraments=
schänder", so daß Melanchthon über einschlägige Themata gar nicht
mehr mit ihm zu reden wagte.
Wichtig war das Interesse des Kurfürsten Johann Friedrich
am Bunde. Die angenehme Friedenslage, die ihm gestattete, in um-
sichtigster Weise für seine Staaten zu sorgen und — den Erzeugnissen
von Küche und Keller ausführlichst gerecht zu werden, war nicht
geeignet, das Mißtrauen gegen den Kaiser in irgend aktives Vor-
gehen umzusetzen. Er hatte sogar gar nicht übel Lust, bei Gelegenheit
eines frankfurter Tages der Schmalkalder im Anfang 1545 seinen
Austritt zu erklären. Auf derselben Versammlung kam die kölner
Sache zur Sprache. Mit vollem Rechte meinte der weltkundige Butzer,
daß an dieser Angelegenheit und ihrem günstigen Fortgang die ganze
Reformfrage Deutschlands hinge. Zwar beschlossen die zu Frankfurt
anwesenden Schmalkalder, Hermann von Wied zu unterstützen. Aber
ein vom Kaiser einlaufendes Beruhigungsschreiben wurde willkommen
geheißen, so daß man sich gern jeder wirklichen Unterstützung entzog.
Im übrigen hatte der Kurfürst auf dem, Anfang 1545 zu Frankfurt
abgehaltenen Tage geäußert, besondere Maßregeln wären nicht not-
wendig, sei man ja auch von dem augsburger Reichstage lebendig
weggekommen, ohne sich viel vorgesehen zu haben.
Auch in dieser Außerung spiegelt sich der alte lutherische Geist
wieder, der der Macht des Wortes nur allzu viel Sieghaftigkeit zuschrieb.
Wie furchtbar anders es kommen sollte, das zu erleben hat ein gütiges
Schicksal Luthern erspart. Mancherlei hatte ihm den Lebensabend
getrübt. Wider sein besseres Wissen und Wollen war er in den letzten
Jahren ab und zu in Bahnen gedrängt worden, die seiner innersten
Eigenart nicht entsprachen. Manche Reibereien setzte es auch mit dem
Hofe ab. Er faßte im Laufe des Jahres 1545 den Entschluß, Witten-
berg überhaupt zu verlassen und sich nach Zeitz zu seinem Amsdorf
zu begeben. Der Kurfürst sandte ihm seinen Leibarzt Natzeberger
nach, und dieser wußte ihn zur Rückkehr zu bewegen. Dann aber
führte ihn ein Streit der Grafen von Mansfeld und seiner eigenen
Verwandten über die dortigen Erzgruben nach seinem Geburtsorte,
nach Eisleben. Seine damalige welt= und lebensmüde Stimmung geht