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mal besuchend an den Meister nach Dresden telegraphierte: „So-
eben mit der Königin an Ihrem Denkmal gewesen. Lebhaft
Ihrer gedacht.“ — Von Ems aus, wo das Königspaar wie schon
zwei Jahre vorher, in dem Gasthof „Zu den vier Türmen“ Woh-
nung genommen hatte, wurde von der Königin der Oberhof-
meister von Lüttichau nach Oldenburg als ihr Vertreter bei einer
in der dortigen großherzoglichen Grabkapelle stattfindenden Feier-
lichkeit entsandt, welche der vom Großherzog von Baden ver-
anlaßten Überführung der Särge des Königs Gustav IV. Adolf
von Schweden, des Großvaters der Königin Carola, ihres Vaters
Gustav von Wasa und dessen kleinen Sohnes nach Stockholm
voranging.
Es war das Jahr 1884 überhaupt reich an Todesmahnungen.
Am 5. Febr. erlag nach kurzer Krankheit Prinzeß Georg, Maria
Anna, Infantin von Portugal, dem Typhus. Am 11. Mai würde
das prinzliche Paar seine silberne Hochzeit haben feiern können.
Nun geleiteten am 8. Febr. Prinz Georg eine treue und hingebende
Gattin, Prinz Friedrich August eine stets sorgende und liebevolle
Mutter ihrer Kinder mit König Albert bei Fackelschein über
den Hof des Dresdener Residenzschlosses zum grünen Tore
hinaus in die Familiengruft des Königshauses in der Krypta
der katholischen Hofkirche. Die Verewigte, geb. am 21. Juli
1843, stand erst im 41. Lebensjahre. Ein zweiter Todesfall
traf einen entfernteren Verwandten des königlichen Hauses;
am 18. Okt. verstarb Herzog Wilhelm von Braunschweig,
dessen 50 jährigem Regierungsjubiläum König Albert vom 24. bis
26. April 1881 noch mit angewohnt hatte. Die Königin-Mutter
Amalie von Sachsen und der verstorbene Herzog waren Geschwister-
kinder gewesen, der Herzog also eine Art Onkel des Königs Albert.
Daher kam es, daß der Herzog einen Teil seiner im schlesischen
Fürstentume Ols gelegenen Allodialgüter, insbesondere das
reizende, dicht hinter Breslau gelegene Sibyllenort, dem König
Albert vermachte, während die übrigen Gebiete des Fürstentums
Ols als erledigtes Lehen an die Krone Preußen fielen. Nachdem
schon am 3. Nov. das sächsische Königspaar sich zu kurzem Aufent-
halte nach dem „schlesischen Windsor“ begeben hatte, weilte es