VI.
Bis dahin hatte die preußische Bevölkerung an der
politischen Bewegung der andern deutschen Stämme geringen
Antheil genommen. Es kam die Zeit, wo auch sie in die
stärksten Wirbel derselben hineingezogen werden sollte.
Am 7. Juni 1840 starb hochbejahrt nach drei und
vierzigjähriger Regierung König Friedrich Wilhelm III. So
unzufrieden die liberal Gesinnten über den Aufschub der
reichsständischen Verfassung, so wenig entzückt die feudale
Partei über die endliche Gestaltung der Provinzialstände
gewesen, so entschieden hatte doch die Ehrenhaftigkeit und
Rechtschaffenheit des Königs ihm in stets wachsendem Maaße
die Achtung und Neigung seiner Unterthanen gewonnen.
Man dankte ihm, daß er während fünf und zwanzig Jahren
seinem Lande einen segensreichen Frieden erhalten; wenn
man ihn häufig unentschlossen, und immer mehr auf sichere
als auf reiche Ergebnisse bedacht gesehen, so wußte man,
daß die Langsamkeit seines Handelns nur die Folge einer fast
überängstlichen Gewissenhaftigkeit gewesen; niemand bezweifelte,
daß all sein Walten sich in Gottesfurcht und Gerechtigkcit
vollzogen hatte. Daß er wortkarg, schlicht in seinem Auf-
treten, jedem Prunk und Scheine abgeneigt war, Hewann ihm
v. Sybel, Begründung d. deutschen Reiches. I.