1859 Weiterer Verlauf des Kriegs. 325
Deutschlands erheischen.“ An demselben Tage verfügte der
Prinz-Regent die Mobilmachung von sechs Armeecorps, also
einer Streitmacht von 180 000 Mann, und einen Antrag
am Bundestag auf Bildung eines Observationscorps von
60000 Mann aus den beiden süddeutschen Bundescorps.
Eine solche Rüstung, so scheint es, war ausreichend, um den
Ernst des preußischen Auftretens darzuthun.
In Wien aber war man anderer Meinung. Zwar hatte
Graf Gyulay am 4. Juni die Schlacht bei Magenta verloren,
dann die Lombardei geräumt, und sich hinter den Mincio
zurückgezogen; gleichzeitig hatte in Toscana, Modena, Bo-
logna die Bevölkerung ihre bisherigen Regierungen verjagt
und dem sardinischen Heere ansehnlichen Zuzug geleistet. Trotz
alledem war im kaiserlichen Cabinet der Muth noch ungebrochen;
die Soldaten hatten sich trefflich geschlagen, und man hoffte,
unter besserer Führung und frischer Verstärkung des Heeres,
auf endlichen glänzenden Sieg. Kaiser Franz Joseph eilte
nach Verona, um den Oberbefehl persönlich zu übernehmen;
sein Chef des Generalstabs war der in italienischen Kämpfen
glorreich bewährte General Heß; über 40 000 Mann neuer
Truppen stießen zu der Armee, so daß jetzt zwei Drittel der
gesammten österreichischen Streitmacht am Mincio versammelt
waren und in erheblicher Überzahl gegen den Feind vorgehen
konnten. Bei solchen Hoffnungen blickte man mit Unwillen
auf den deutschen Bundesfürsten, der nur von guten Absichten
redete, aber keine Verpflichtung zum Waffendienst übernehmen
wollte, und am 22. Juni ließ Rechberg eine Depesche nach
Berlin abgehen, worin er Preußens Bundespflicht nicht bloß
zur Wahrung des ganzen österreichischen Gebiets, sondern
auch zur Erhaltung der österreichischen Schutzverträge in