Full text: Auswahl für das Feld.

Fürsten, gastlich in Königsberg auf. Willig schützte auf ihren Ruf 
die Krone Polen die ständischen Ansprüche gegen den Herzog und 
erwirkte sich sogar das ungeheuerliche Recht, preußische Landtage 
zu berufen ohne Willen des Herzogs. 
Gehässiger, schonungsloser noch ward die Widersetzlichkeit des 
Adels, als das Kurhaus Brandenburg zuerst die Vormund— 
schaft über den letzten Ansbacher Herzog, dann die Herzogswürde 
selbst erhielt (1618). Jetzt galt es im Geiste des starrsten Parti— 
kulariomus die „Politik des Vaterlandes“ gegen den „märkischen Des- 
potismus“ zu behaupten. Unverstanden ging an dem Stumpfsinne 
dieses Junkertums die verheißende Erscheinung Gustav Adolfs vor- 
über, vergeblich mahnte er in seiner herzgewinnenden Weise, Exrtrema 
zu ergreifen, und rief dem Trotze der Libertät die warnenden Worte 
zu: „Dankt Gott, daß ihr nicht Polens unmittelbare Untertanen 
seid.“ Man wußte, daß der Hof von Wien damit umging, auch 
das herzogliche Preußen der Krone Polen gänzlich zu unterwerfen; 
dennoch blieben die Stände neutral in dem Weltkampfe. Das Land 
sah den tiefsten Fall der Monarchie, als Georg Wilhelm von 
Brandenburg, flüchtig vor dem deutschen Kriege, in Königsberg 
seinen ärmlich würdelosen Hofstaat hielt. 
Unter seinem Sohne endlich begann das alte Wort besorgter 
Polen sich zu erfüllen, daß Preußen in den Händen von Bran- 
denburg der Untergang Polens sein werde. Wie mußte der Große 
Kurfürst sich drehen und winden, um aufzusteigen aus dieser häß- 
lichen Erniedrigung! Nur des Polenkönigs Gnade hatte ihm ge- 
stattet, seinem eigenen Vater eine calvinische Totenfeier zu halten. 
Seine Kommissarien wurden als „fremder Potentaten Abgesandte“ 
von den Ständen Preußens zurückgewiesen, seinen Truppen schlossen 
die Städte die Tore. Doch nach wenigen Jahren war der miß- 
achtete Vasall der Krone Polen das Zünglein in der Wage des 
polnisch-schwedischen Kriegs. Alle Kunstgriffe verschlagener Diplo- 
matie mußte er gebrauchen, bis endlich mit der Schlacht von War- 
schau Brandenburg als eine neue Militärmacht in die Reihe der 
europäischen Mächte trat und der Vertrag von Welau dem Kur- 
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