Full text: Vorgeschichte des Waffenstillstandes.

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Wirtschaftlich glaube ich, daß wir die Ukraine unbedingt brauchen, auch mili— 
tärisch. Wir könnten den Krieg im Westen nicht ohne die Perde in der Ukraine führen; 
ob unsere Landwirtschaft noch so viel liefern kann, weiß ich nicht. Ich müßte dann um 
eine andere Direktive für die Behandlung der Ostfragen bitten, als sie mir im März 
gegeben worden ist. 
Der Reichskanzler: Würde die Wegziehung der * die Westfront so 
stärken, daß sie halten kann? 
General Ludendorff: Das ist jedenfalls in gewissem Mee der Fall. Es fragt 
sich nur, ob die wirtschaftlichen und politischen Nachteile und die Gefahr im Innern 
nicht schwerer wiegen. 
Der Reichskanzler: Würden die neuen Truppen unserem Westheer eine solche 
Stoßkraft geben, daß die Feinde an den Verhandlungstisch gebracht würden? 
General Ludendorff: Nein, Stoßkraft haben diese Truppen nicht mehr. Wir 
haben alles Gute schon herausgenommen. Sie haben keine Stoßkraft mehr, aber eine 
gewisse Abwehrkraft. Es darf nicht unterschätzt werden, daß die Truppen im Osten nicht 
mehr den Geist haben, wie die im Westen; darüber spricht vielleicht General Hoffmann. 
Der Reichskanzler: Noch eine Frage vorher. Es würde also durch die Ju- 
ziehung der Truppen aus dem Osten nur der Zeitpunkt hinausgeschoben werden, den wir 
Anfang Oktober gekommen glaubten, und dann die Lage wieder eintreten, die uns ge- 
zwungen hat, den Friedensschritt zu tun? 
General Ludendorff: Es kommt darauf an, was uns die Heimat noch gibt. Es 
ist eine Menschenfrage. 
Der Reichskanzler: Ich bitte General Hoffmann, das Wort zu nehmen. 
General Hoffmann: Die Divisionen im Osten bestehen aus Leuten zwischen 
35 und 45 Jahren. Die weiten Gebiete, die sie besetzt halten, die Versuchungen, die an 
sie herantreten und denen sie häufig unterliegen, sei es durch Bestechung der ostjüdischen 
Händler, sei es durch bolschewistische Propaganda, haben die Truppen recht leiden lassen. 
Vor Abgabe der letzten Formationen hatten wir in Litauen auf ungefähr 18 Quadrat- 
kilometer einen Soldaten. Die Truppe steht seit Monaten zerstreut in einzelnen 
Postierungen, wenig beaufsichtigt, und die bolschewistischen Ideen verbunden mit der Be- 
stechung haben sehr überhandgenommen. 
Abgeben können wir nur 10 Divisionen, denn wir brauchen 2 Divisionen und die 
Kavallerie, um die Grenze nach der Ukraine zu sperren. 
Daß die Divisionen zu einem Angriff nicht mehr brauchbar sind, möchte ich 
wiederholen. Defensiv haben sie noch Kraft. Ihre Ostaufgabe erfüllen sie glänzend. Ich 
würde mich sogar anheischig machen, im Osten noch einmal mit ihnen anzugreifen. Aber 
gegen die Machtmittel der Feinde im Westen sind sie nicht mehr zu verwenden. 
Der Reichskanzler: Sie würden also die Wegnahme an sich für möglich halten? 
General Hoffmann: Wenn wir wegziehen wollen, ist es sehr hohe Jeit. Ich 
brauche drei Monate, um die Truppen aus der Ukraine herauszubringen. Wir können 
dort nur zwei bis drei Züge täglich laufen lassen, von denen bei dem Mangel an Schmieröl 
noch manche ausfallen. Dabei ist mit Sabotage, ja mit Aufflammen einer Revolution zu 
rechnen, wenn die Bahnen von Ukrainern bedient werden. Schon jetzt würde das Bereit- 
stellen der Truppen, wenn ich das ganze Material liegen lassen wollte, besonders auch 
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