Full text: Wilhelm der Siegreiche.

WIELHELA DER SIEGREICHE 5 
  
nahm diese das Wort, „wer weiß, wozu die Vor— 
sehung ihn dereinst berufen wird? So viel weiß ich, 
den Schmerz und die Erniedrigung unfres Vater- 
landes empfindet er ebenso tief, wie wir alle. 
Wilhelm hat viel Gemüt, einen klaren Kopf und ists 
sehr entschieden, und das sind bekanntlich Vorzüge, 
mit welchen man etwas ausrichtet.“ 
Die Anwesenden nickten natürlich Beifall. Der 
Major von Reiche aber, welcher die militärische 
Erziehung der Königskinder leitete, sagte mit seiner 
ungeschminkten soldatischen Entschiedenheit: „Ich 
weiß auch etwas, das feststeht, Majestät, und erlaube 
mir unterthänigst, es auszusprechen: Seine Hoheit, 
der Prinz Wilhelm wird ein ausgezeichneter Soldat 
werden. Er ist schon jetzt ein so guter Offizier, 
wie man ihn sich nur wünschen kann. JIch nehme 
keinen Anstand, dieses Lob in seiner Gegenwart 
auszusprechen, weil ich weiß, daß es iln weder 
stolz noch nachlässig machen kann.“ Die Anugen 
des kleinen Lieutenants leuchteten. Seine Wangen 
hatten sich gerötet. Er blickte mit stolzer Freude um 
sich. Sämtliche Offiziere hatten sich ihm zugewendet, 
und Schweigen war an Stelle der lauten Unterhaltung 
getreten. Selbst in dem Antlitz des kronprinzlichen 
Bruders gab sich Bewunderung zu erkennen, die mit 
einem ganz leichten Anflug von Neid gemischt war. 
Was Delbrück und Reiche sagten, konnte man für 
wahr annehmen. Sie zählten zu den gebildetsten 
und ehrenhaftesten Männern in der Umgebung des 
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Königs und besaßen sein und seiner Gemahlin zo 
Vertrauen ganz und voll.
	        
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