WIILHELNM DER SIEGREIGCHE 41
Mit den Verbündeten Csterreichs war inzwischen
gleichfjalls abgerechnet worden. In den Gesfechten
bei Hühnerfeld, Kissingen, Aschaffenburg, Tauber-
bischofsheim' u. s. w. waren sie vom General Vogel
von Falckenstein gründlich geschlagen worden. Der
Krieg war somit entschieden, und in Nikolsburg'
wurde zunächst ein Waffenstillstand geschlossen, dem
bald der Friede folgte. Der Deutsche Bund bestand
jetzt nicht mehr. Preußen erhielt Schleswig-Holstein
und eine bedeutende Kriegsentschädigung. Ebenso
wurden Hannover, Kurhessen und Nassau dem
preußischen Staat einverleibt. Ein norddeutscher
Bund unter preußischer Führung wurde gegründet
und Ministerpräsident Graf BVismarck zum Kanzler
desselben bestellt.
Kopsschüttelnd hatte der Kaiser der Franzosen,
Napoleon III., dies alles mit angesehen. Was das
kleine Preußen da alles unternommen und in un-
glaublich' kurzer Frist durchgeführt hatte, ging ihm
über die Hutschnur. Seit langer Zeit war Frank-
reich gewöhnt, im europäischen Staatenkonzert den
Ton anzugeben. Seit Jahren hatte niemand in
Europa mehr etwas Großes unternommen, ohne
vorerst vorsichtig nach Paris hinüberzuhorchen, was
„Er,“ nämlich' der „Lenker der großen Nation“ dazu
meine. Alles dies hatte sich nun mit einem Schlage
geändert. Preußen ging selbständig seinen Gang,
ging ihn mit einer geradezu verblüffenden Unver-
frorenheit. Das verdroß den Franzosenkaiser über
die Maßen, und seine große Nation wurde gleich-
falls unzufrieden. Er begann zu nörgeln, ließ
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