72 Bergbau und Hüttenwesen. VI. Buch.
Lunge eingeführt wird. Wie groß das Bedürfnis nach erster Hilfeleistung ist, geht z. B.
daraus hervor, daß im Zahre 1908 auf dem mehrere Schachtanlagen umfassenden Stein-
kohlenbergwerke Kheinpreußen 3900 Personen mit Verbänden versehen worden sind,
die bei 3239 lleineren und größeren Betriebsunfällen verletzt wurden.
Durch die Ausbildung des Sicherheitswesens ist innerhalb der letzten 25 Zahre einer-
seits eine Herabminderung der Gefahren und andererseits eine schnelle Hilfeleistung bei
Unglücksfällen erzielt worden, durch die mancher Bergmann gerettet und dem Leben
erhalten geblieben ist, der ohne diese Einrichtungen dem sicheren Tode verfallen ge-
wesen wäre.
Bei der Aufbereitung unterscheidet man die Handarbeit (Klaub-
arbeit) und die mechanische Aufbereitung, die Setz- und Herd-
arbeit, bei der die Trennung des feinen und zerkleinerten Fördergutes auf Maschinen
mit Hilfe des Wassers und der Schwerkraft geschieht. Infolge der immer mehr steigenden
Löhne suchte man die Klaubarbeit zugunsten der mechanischen Aufbereitung einzu-
schränken und bediente sich der Klaubarbeit nur noch zum Aussuchen grobstückiger reiner
Exze und zerkleinert die verwachsenen Stoffe möglichst bald auf eine solche Größe, daß
das Korn der Größe der in dem Haufwerke enthaltenden Erzkörner entspricht. Oiese
Zerkleinerung geschah früher durch Pochwerke und Stampfmühlen. Sie sind indes
fast überall durch Steinbrecher, Walzwerke, und Schleudermühlen ersetzt worden, die
weniger Kraft erfordern, auf genau bestimmte Korngrößen arbeiten und eine unnötige
und zu weitgehende Zerkleinerung vermeiden.
In bezug auf reineres und besseres Ausbringen sind recht erhebliche Fortschritte zu
verzeichnen, und zwar weniger durch Neuschaffungen und Erfindungen, sondern durch
Verbesserung und Abänderung von älteren Maschinen. Bei den Setzmaschinen wird die
Auf- und Abwärtsbewegung des Wassers, die früher durch Kolben geschah, jetzt häufig
durch Druckluft bewirkt, was für einen gleichmäßigen Gang und einen guten Erfolg der
Setzarbeit von großem Vorteile ist. Die alten Kolbensetzmaschinen hat man dadurch ver-
bessert, daß man durch Oifferentialhebelantrieb eine Arbeitsweise des Wassers erzielte,
die dem #A#rbeiten der Luftsetzmaschine ähnlich ist, wodurch man die Vorteile der Kolben-
und Luftsetzmaschinen vereinigen konnte. Durch den Bau von Doppelsetzmaschinen, durch
den Ersatz der flachen gelochten Setzsiebe durch Wellensiebe und Rostsiebe und manche
andere Neuerungen hat man ferner die Leistungsfähigkeit der Setzmaschinen erhöht,
erhebliche Ersparnisse an Raum, Kraft und Bedienung erzielt und außerdem durch ge-
naues Arbeiten dieser Maschinen die unvermeidlichen #ufbereitungsverluste erheblich
herabgemindert. Die Berarbeitung der im Haufwerke vorhandenen und der bei der Auf-
bereitung entstehenden feinen Teilchen, der sogenannten Schlämme, geschieht nicht auf
Setzmaschinen, sondern auf sogenannten Herden in der Schlammwäsche. Je feiner indes
das Korn bei der Aufbereitung ist, um so größer sind die Erzverluste, die beim Waschen
entstehen, weil das feinverteilte Erz, besonders der wertvolle Bleiglanz, nicht mehr dem
Gesetze der Schwere folgt und untersinkt, sondern in Form von feinen dünnen Blättchen
oben auf dem Wasser schwimmt und mit den Abwässern fortgespült wird. Während man
Aufbereitung.
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