Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Vierter Band. (4)

  
X. Buch. Il. Eisenbahnen. 351 
  
ganzen Wesen nach stets die geeignetste Betriebsart für Eisenbahnbetriebe mit großer 
Dichtheit der Zugeläufe sein, doch setzt er andererseits wegen der hohen festen Kosten, 
die er verursacht, auch stets einen hohen Grad dieser Betriebsdichtheit voraus, wem 
ein wirtschaftlicher Erfolg erzielt werden soll. 
Nicht ausgeschlossen erscheint es, daß in der Zukunft die Wünsche nach der Anlage 
solcher elektrischer Schnellbahnen zwischen benachbarten, in besonders reger gei- 
stiger und wirtschaftlicher Wechselwirkung stehenden Schwesterstädten ihrer Verwirk- 
lichung entgegengehen werden, nach Bahnen, auf denen — nach dem Vorbilde von 
Köln-Bonn — die Züge in kurzen Abständen nach starrem Fahrplan und mit Ge- 
schwindigkeiten verkehren, die den Durchschnitt unserer heutigen Fahrgeschwindigkeiten 
vermutlich nennenswert übersteigen werden. 
Mag ein solches Zukunftsbild sich nun in kürzerer oder 
längerer Frist verwirklichen, als feststehend kann heute schon 
erachtet werden, daß das Eisenbahmwesen Deutschlands, 
welches in den letzten Jahrzehnten den Anforderungen des sprunghaft steigenden Verkehrs 
durch gewaltige Steigerungen seiner Leistungen zu genügen vermocht hat, auch in der 
Zukunft seine Aufgaben ebenso vorbildlich erfüllen und seine führende Stellung in den 
europäischen Staaten auch ferner behaupten wird, als Ergebnis der Entwickelung der 
deutschen industriellen Kräfte, sowie der Pflichttreue seines Personals. Wohl 
kaum in einem anderen Berufe werden an die körperlichen und geistigen Eigenschaften 
des Einzelnen so harte Anforderungen gestellt wie in dem Dienste der Eisenbahnen. 
Pünktlichkeit, Gewissenhaftigkeit, Disziplin und Verantwortlichkeitsgefühl müssen hier 
von jedem Angestellten und von jedem Arbeiter — zurzeit etwa 600 000 Personen — 
verlangt werden. In Erkenntnis dessen haben die deutschen Eisenbahnverwaltungen 
es nicht versäumt, die Liebe zum Beruf und den Geift der Zufriedenheit in dem unter- 
stellten Personal durch umfassende Maßregeln der Fürsorge und Wohlfahrtspflege zu 
fördern, welche anknüpfend an die Kaiserlichen Botschaften vom Jahre 1888 und an die 
soziale Gesetzgebung des Deutschen Reiches, aber weit über das hierdurch vorgeschriebene 
Mindestmaß hinausgehend, die Tätigkeit der Eisenbahnverwaltungen seit jener Zeit in 
stetig steigendem Maße in Anspruch genommen haben. Oer angestrebte Erfolg hat diesen 
Bestrebungen bisher nicht gefehlt und wird ihnen sicherlich auch fernerhin zum Segen 
des Ganzen nicht fehlen. 
Pflichttreue des 
Eisen bahnpersonals. 
  
  
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